Wie Familien gut durch die Infektzeit kommen |
Kinder im Vorschulalter machen bis zu zwölf Infekte im Jahr durch, da ihr Immunsystem gegen alle für ihn neuen Erreger erst einmal eine Abwehr aufbauen muss. Es helfen Zuwendung, Ruhe und symptomlindernde Medikamente. / Foto: Getty Images/tatyana_tomsickova
Im Herbst und Winter wandert wieder eine Vielzahl an Krankheitserregern durch Kitas und Familien. Der Eindruck, dass der Nachwuchs bis ins Frühjahr hinein fast durchgehend krank ist, ist mehr als bloß eine gefühlte Wahrheit. »Für Kinder unter dem Schulalter sind pro Saison locker mal acht Infekte normal«, sagt Professor Dr. Marcus Krüger, Chefarzt der Kinderintensivstation der München Klinik Schwabing und Harlaching. »Und wenn dann jeweils zehn Tage die Nase läuft, ist klar, dass Eltern das Gefühl haben: Das Kind kommt da gar nicht mehr raus.«
In der nass-grauen Zeit spielt sich ein Großteil des Lebens drinnen ab, daher kommen wir in dieser Zeit schneller mit Krankheitserregern in Kontakt. Etwa, weil sie – ausgeatmet von einer infizierten Person – in ganz feinen Tröpfchen durch die Luft schweben. Der Grund übrigens, warum regelmäßiges Durchlüften so wichtig ist.
Bei den ganz Kleinen gibt es aber eine Besonderheit: Ihr Immunsystem wird zum allerersten Mal mit diesen Erregern (vor allem sind es Viren) konfrontiert, wie Kinderarzt Dr. Ulrich Fegeler erklärt. Genauer gesagt: mit ihren Oberflächenstrukturen, den Antigenen. Treffen sie das erste Mal auf die Schleimhäute, kann sich das kindliche Immunsystem noch nicht gezielt zur Wehr setzen. Daher fallen diese ersten Infekte besonders heftig aus.
»Jedes Antigen, mit dem sich der Körper auseinandergesetzt hat, hinterlässt seine Spuren im Sinne eines Bauplans für einen entsprechenden Antikörper«, so Fegeler. Heißt: Beim zweiten, dritten, vierten Kontakt mit dem Erreger verlaufen Infekte in aller Regel milder. Die Gedächtniszellen des Immunsystems können dann sehr schnell die Produktion von Antikörpern anstoßen, die den Erreger gezielt bekämpfen.
Für alle Eltern hat der Kinderarzt noch eine gute Nachricht: Einen Großteil der Erreger hake man etwa bis zum Schulkindalter ab. »Vorausgesetzt, dass sich das Immunsystem im entsprechenden Umfeld damit auseinandersetzen konnte.« Geht das Kind in die Kita, ist das auf jeden Fall gegeben. Dort geben sich die Kinder Fegeler zufolge all das weiter, was vor Ort an Erregern vorherrscht.