Wie der Einstieg gut gelingt |
Inhalieren ist nicht banal. Patienten ab sechs Jahren können in der Apotheke ihre Inhalationstechnik überprüfen lassen und üben. / Foto: ABDA
Die Meinungen zu pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) sind geteilt: Viele Apothekenteams sind begeistert, andere eher skeptisch. »Lieferengpässe, zu viel Bürokratie, keine Mitarbeiter, nicht genug Geld: Wann soll da Zeit für die Etablierung der pharmazeutischen Dienstleistungen sein?«, so der Tenor zögerlicher Apotheker. Auf der anderen Seite brennen junge Apotheker, die die klinische Pharmazie an der Universität kennengelernt haben, für das Thema. Sie möchten ihre pharmazeutische Kompetenz mit den pDL ausleben und sich auch in der öffentlichen Apotheke heilberuflich profilieren.
»Die Etablierung der pDL ist eine Chance für zukünftige neue Honorarquellen, die sich nicht auf die Lieferung eines Medikaments, sondern auf Dienstleistungen beziehen; diese Tür sollten wir Apotheker weiter öffnen«, so die Meinung begeisterter Apotheker.
Wo stehen die pDL aktuell; wie können sie als Chance ergriffen werden? Wie kann die Etablierung mit Mehrwert für Patienten, Ärzte und Apotheker erfolgreich gelingen?
Seit rund einem Jahr können Apotheken fünf pDL erbringen und abrechnen. Nach einem schleppenden Beginn im Jahr 2022 und zahlreichen Unterstützungsmaßnahmen durch die Standesorganisationen hat im ersten Quartal 2023 immerhin ein Viertel der Apotheken pDL ausgeführt und zulasten des Nacht- und Notdienstfonds (NNF) abgerechnet. Positiv ist, dass damit die Zahl der engagierten Apotheken und das Ausschüttungsvolumen deutlich gestiegen sind. Dennoch ist noch viel Luft nach oben, denn der größte Teil der finanziellen Mittel im NNF wird noch nicht abgerufen.
Umfragen in der Apothekerschaft zeigen immer wieder dieselben Ergebnisse. Als Hürden werden Personalknappheit, Zeitmangel aufgrund der Lieferengpässe, fehlende Räumlichkeiten und zu viel Bürokratie bei der Erbringung der Dienstleistungen genannt.
Pharmazeutische Dienstleistungen könnten ein neues Standbein für die öffentliche Apotheke werden. Wie gelingt der erste Schritt zur Umsetzung? / Foto: ABDA
Warum sollte man dieses neue Standbein dennoch etablieren – allen Widrigkeiten zum Trotz? Die Dienstleistungen erzeugen eine intensivere Kundenbindung, gerade bei Patienten mit Polymedikation, und verhindern die Abwanderung dieser Patienten bei der Einführung des E-Rezepts in den Versandhandel. In Zukunft werden Kundenfrequenz und -bindung für die Vor-Ort-Apotheken immer wichtiger. Um diese eher weichen Faktoren zu stärken, eignen sich die pDL und Impfungen hervorragend. Nicht zu vergessen, dass sich in diesen Beratungsgesprächen oft auch Zusatzempfehlungen generieren lassen.
Ebenso wichtig für den Berufsstand: Erstmalig können Apotheker selbstständig eine Honorierung für ihre Beratungsleistung auslösen. Außerdem kann ohne Wareneinsatz ein finanzieller Geldfluss generiert werden. Am Ende ist es für jeden Apothekeninhaber eine persönliche Entscheidung, ob es sich lohnt, diese Gesundheitsdienstleistungen auszubauen und sie als Teil einer Unternehmensstrategie zu begreifen.