Wie der Einstieg gut gelingt |
Viele Patienten kennen die neuen pDL noch nicht, sind aber gewöhnt, eine Beratung in Zusammenhang mit der Abgabe eines Medikaments zu erhalten. Dass es davon losgelöst intensive Medikationsgespräche und Beratungsangebote gibt, die von der Krankenkasse bezahlt werden, muss erst einmal bekannt gemacht werden.
Die Apotheke kann die Dienstleistungen auf verschiedenen Wegen bewerben: mit Handzetteln und Plakaten (abzurufen unter apothekenkampagne.de), Informationen auf der eigenen Apotheken-Homepage oder bei Vorträgen bei Selbsthilfegruppen. Wichtig ist auch, das Kundenportal »Mein Apotheken-Manager« (www.mein-apothekenmanager.de) bekannter zu machen – und natürlich die Angebote der eigenen Apotheke dort einzustellen. Am erfolgreichsten ist es, die Patienten direkt persönlich, zum Beispiel bei der Belieferung von Rezepten, anzusprechen:
Die pDL sind auch eine Chance, um die interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken. Immer wieder haben Apotheker Ängste, dass Ärzte die Dienstleistungen ablehnen. Umfragen unter Apothekern haben ergeben, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern zu etwa 80 Prozent als zufriedenstellend bis vertrauensvoll bewertet wird. Dieses Ergebnis sollte Mut machen, mit Ärzten in Kontakt zu treten und die pharmazeutischen Dienstleistungen vorzustellen.
Erfahrungsgemäß wird die erweiterte Medikationsberatung kritisch betrachtet. Ärzte befürchten, dass Apotheker ihr Vertrauensverhältnis zum Patienten beeinträchtigen könnten und dass die Therapietreue leidet. Schafft man es, diese Sorgen zu entkräften, und setzt Patienten und ihre Medikationsprobleme hinsichtlich Einnahme, Verständnis und Anwendung in den Mittelpunkt, kann daraus eine vertrauensvolle interprofessionelle Zusammenarbeit entstehen.
Eine gute Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, ist es, bei einem Qualitätszirkel der Hausärzte in der Region einen Vortrag zu einem interessanten Thema zu halten, zum Beispiel Polymedikation, Interaktionen von Medikamenten aus der Selbst- und Dauermedikation oder Aut-simile-Regelung bei Lieferengpässen. Wenn gemeinsame Anknüpfungen gefunden werden, lässt sich auch das Thema »erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation« platzieren und als Win-win-Situation von Ärzten, Apothekern und Patienten darstellen. Die Vernetzung mit Ärzten vor Ort, die die Apotheke »um die Ecke« wegen der guten und kompetenten Beratung kennen und schätzen, kann in Zukunft ebenfalls helfen, dass Patienten nicht in den Versandhandel abwandern.
Fazit: Pharmazeutische Dienstleistungen – packen wir sie an!
Katja Renner ist Apothekerin in der Apotheke am MDZ in Heinsberg und arbeitet als Referentin für verschiedene Apothekerkammern und die ABDA. Ihre Schwerpunkte sind Arzneimitteltherapiesicherheit und praxisnahe Aspekte zu Themen wie Depressionen, Atemwegserkrankungen, Kinderkrankheiten und Arzneimittel in der Schwangerschaft. Sie ist Vertreterin der AMK in mehreren Leitlinienkommissionen und war an der Aktualisierung der Leitlinie zur unipolaren Depression beteiligt. Im Leitungsteam von ATHINA setzt sie sich für die Implementierung der pharmazeutischen Dienstleistungen ein. Dr. Renner ist Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Nordrhein.