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Ebola im Kongo

WHO zieht nicht alle Register

Trotz der hohen Zahl der Ebola-Fälle im Kongo in Zentralafrika sieht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) keinen Grund, einen internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen. Sie folgte damit Empfehlungen von Experten unter der Leitung des Züricher Spezialisten für ansteckende Krankheiten, Robert Steffen. 
dpa
18.10.2018  09:16 Uhr

»Wir sind optimistisch, dass dieser Ausbruch in absehbarer Zeit unter Kontrolle gebracht werden kann«, sagte Steffen. Bis gestern hatten sich in der Provinz Nord-Kivu mehr als 200 Menschen wahrscheinlich infiziert, 140 waren gestorben.

Die Sorge, dass sich die hoch ansteckende Krankheit Richtung Osten nach Uganda, Ruanda oder in anderen Länder ausbreitet, sei zwar nicht gebannt, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Aber die Gesundheitsbehörden im Kongo und in Nachbarländern hätten alle wichtigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

Die Verhängung des Gesundheitsnotstands hätte keine zusätzliche Sicherheit gebracht. Wenn ein Notstand gilt, kann die WHO besondere Maßnahmen empfehlen, etwa stärkere Gesundheitskontrollen an den Grenzen oder Reisebeschränkungen.

Zwar sind im Kongo seit Anfang August hunderte Nothelfer von UN- und Hilfsorganisationen im Einsatz, doch ist es bislang nicht gelungen, den Ausbruch in Nord-Kivu unter Kontrolle zu bringen. Die Zahl der neuen Fälle pro Woche nimmt zu. Die Lage ist besonders schwierig, weil dort Dutzende Rebellengruppen kämpfen und die Bevölkerung traumatisiert und misstrauisch ist.

Durch die Kämpfe sind rund eine Million Menschen aus ihren Dörfern vertrieben worden. Sie sind deshalb nicht fest angesiedelt. Das macht es schwieriger, sie zu erreichen oder Menschen, die sich angesteckt haben könnten, zu überwachen.

Die Chefin der UN-Mission im Kongo hat unterdessen Verhandlungen mit der für ihre Brutalität bekannten und dort aktiven radikal-islamischen Miliz ADF ins Spiel gebracht. Sie könne nicht nur auf militärischen Weg besiegt werden, sagte Leila Zerrougui. Der ADF wird unter anderem vorgeworfen, rund um die Stadt Beni seit 2014 Tausende Menschen, darunter UN-Friedenssoldaten, getötet zu haben. Die Ziele der Gruppe sind weitgehend unklar.

Foto: cuneyt_stock.adobe.com

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