WHO warnt vor Hunderttausenden Corona-Toten in Europa |
Es könnte ein noch schlimmerer Corona-Winter als der letzte werden. Darauf deuten die Prognosen hin. Eine der wichtigsten Maßnahmen neben dem Impfen sind weiterhin die AHA-Regeln plus Masketragen und Lüften. / Foto: Getty Images/Westend61
Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass die Intensivstationen in 49 von 53 Ländern der Region zwischen heute und dem 1. März nächsten Jahres einer hohen oder extremen Belastung ausgesetzt sein werden. Die WHO zählt 53 Länder zur europäischen Region, darunter neben der EU auch weiter östlich gelegene Staaten wie Russland, die Ukraine und die Türkei.
Basierend auf derzeitigen Trends werde geschätzt, dass die Gesamtzahl der gemeldeten Corona-Todesfälle seit Pandemie-Beginn bis zum kommenden Frühjahr auf mehr als 2,2 Millionen ansteigt. Gerade hat dieser Wert erst die 1,5-Millionen-Marke überschritten. Verhindert werden könne dies mit sofortigem Handeln, erklärte die in Kopenhagen ansässige Organisation. Allein durch das universelle Tragen von Masken könnten einer Studie zufolge schätzungsweise mehr als 160.000 Todesfälle bis zum 1. März 2022 vermieden werden. Das Dashboard des Robert-Koch-Instituts verzeichnete am Dienstag 99.433 Covid-19-Todesfälle seit Beginn der Zählung, 309 mehr Fälle als am Vortag. Damit könnte morgen die Marke von 100.000 überschritten werden.
«Um mit diesem Virus zu leben und unseren Alltag fortzusetzen, müssen wir einen «Impfstoff plus»-Ansatz verfolgen», forderte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Dies bedeute, dass man nicht nur die üblichen Impfdosen gegen Covid-19 erhalte und Auffrischimpfungen in Anspruch nehme, wenn diese einem angeboten werden. Zugleich müsse man einfache vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, Hände waschen, Abstand halten und Lüften von Innenräumen in seine normalen Routinen integrieren.
Hinter den derzeit vielerorts ansteigenden Neuinfektionszahlen sieht die WHO Europa drei Faktoren: Zum einen dominiere in der Region Europa die hochansteckende Delta-Variante. Zum anderen hätten Länder ihren Bevölkerungen in den vergangenen Monaten signalisiert, dass Covid-19 nicht mehr länger eine Notfallbedrohung darstelle, und in dem Zuge Maßnahmen wie die Maskenpflicht gelockert. Hinzu komme außerdem, dass viele Menschen weiter anfällig für das Virus seien, weil eine große Anzahl noch immer nicht geimpft sei. 53,5 Prozent der Menschen in dieser Region sind bislang vollständig geimpft worden, zwischen den einzelnen Ländern gibt es aber teils große Unterschiede.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.