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Zeckenjahr erwartet

Wer sollte sich gegen FSME impfen lassen?

Experten prognostizieren einen weiteren Anstieg der von Zecken übertragenen Erkrankungen. Gegen Borreliose steht kein Impfstoff zur Verfügung, gegen FSME schon. Wem sollte das Apothekenpersonal jetzt zur Impfung raten?
PZ
dpa
11.03.2021  07:00 Uhr

Nach den jüngsten Rekordwerten könnte das Risiko für eine FSME-Erkrankung nach Ansicht von Experten auch 2021 deutlich höher sein als in normalen Jahren. «Ich erwarte das zweithöchste FSME-Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2001», sagte Franz Rubel vom Wiener Institut für Öffentliches Veterinärwesen am Mittwoch.

Unter anderem werde es im laufenden Jahr in Deutschland überdurchschnittlich viele Zecken geben, durch deren Stiche die Erreger für Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen werden können. Das geht aus einer Prognose Rubels und anderer Wissenschaftler der Vetmeduni Wien hervor, die auf Grundlage eines mathematischen Modells die Zeckendichte voraussagt. Die Forschenden rechnen mit bundesweit 540 FSME-Fällen im laufenden Jahr. Diese Prognose beinhaltet aber noch nicht den Einfluss der Pandemie auf das Freizeitverhalten der Menschen. «Wir brauchen da noch etwa 10 Prozent Corona-Aufschlag», sagte Rubel.

Nach 704 FSME-Erkrankungen im vergangenen Jahr, dem höchsten Wert seit Beginn der Meldepflicht vor 20 Jahren, erwartet Rubel daher insgesamt rund 600 Fälle im Jahr 2021. Gegen FSME gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die ebenfalls von Zecken übertragene und in ganz Deutschland verbreitete Borreliose.

Die meisten FSME-Infizierten bleiben zwar beschwerdefrei. Aber in schweren Fällen kann diese Viruserkrankung zu einer Gehirnentzündung führen und das Rückenmark schädigen. Das Ansteckungsrisiko in Risikogebieten ist von Region zu Region unterschiedlich. Insgesamt, so Experten, liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich in einem Risikogebiet bei 1:50 bis 1:100. Experten warnen zudem davor, dass bestimmte Zeckenarten als Folge der klimatischen Veränderungen nun auch bereits früher nach Wirten suchen, die sie stechen können. Damit steige das Risiko für Menschen, früher im Jahr an Erregern zu erkranken, die durch Zecken übertragen würden.

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