Wenn Engagement zu Erschöpfung wird |
Ein Burn-out, gekennzeichnet durch eine tiefe chronische Erschöpfung, kann in allen sozialen Schichten und Berufsgruppen auftreten. Frauen sind etwas häufiger betroffen. / © Adobe Stock/drewsdesign
Burn-out – auf Deutsch: »Ausgebranntsein« – ist eine besondere Form der Erschöpfungsdepression. Gemeint ist ein Zustand, in dem Menschen sich infolge einer lang anhaltenden Belastung emotional erschöpft fühlen und ihre Leistungsfähigkeit deutlich nachlässt.
Bis heute gibt es keine allgemein anerkannte Definition des Burn-out-Syndroms. Der Grund hierfür: Es gibt keine objektiven Krankheitszeichen und die Symptome können bei jedem Menschen unterschiedlich sein. Allen Definitionen gemeinsam ist jedoch, dass Betroffene ihre Beschwerden auf berufliche Belastungen zurückführen und davon ausgehen, dass die Symptome anhalten, solange die Arbeitsbedingungen belastend bleiben, und abklingen, sobald diese verbessert werden.
Auch die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) erkennt Burn-out nicht als eigenständige Diagnose und damit auch nicht als somatische oder psychiatrische Erkrankung an. Das Syndrom ist vielmehr ein Risikozustand, das heißt, dass es die Entstehung anderer Erkrankungen begünstigt. Gelistet wird es unter der Kategorie Z73.0 (»Probleme bei der Lebensbewältigung«).
Die ICD-11 stuft Burn-out ebenfalls nicht als eigenständige Krankheit ein, führt es allerdings unter der Diagnose QD85 als sogenanntes berufsbezogenes Syndrom auf. Laut dieser entsteht das Syndrom infolge von chronischem, nicht bewältigtem Stress am Arbeitsplatz und zeigt sich durch Erschöpfung, innere Distanz zur Arbeit sowie ein Gefühl verringerter Leistungsfähigkeit. Burn-out bezieht sich in der ICD-11 nur auf die berufliche Tätigkeit und ist nicht auf private oder andere Lebensbereiche auszuweiten.
Trotz des wachsendem Bewusstseins für das Thema fehlen bis heute einheitliche epidemiologische Studien zur Häufigkeit. Laut aktuellen Schätzungen leiden etwa 10 Prozent der Allgemeinbevölkerung an Burn-out. Am häufigsten tritt das Syndrom zwischen dem 30. und 59. Lebensjahr auf, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind.
Chronische Erschöpfung kann grundsätzlich in allen sozialen Schichten und Berufsgruppen auftreten. Besonders hoch ist das Risiko in Berufen, die eine hohe Verantwortung für an¬dere Menschen mit sich bringen, zum Beispiel in der Pflege, im therapeutischen Bereich, in der Medizin, der sozialen Arbeit oder der Suchtberatung, im Bildungswesen oder im Polizeidienst. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind zudem Apothekerinnen und Apotheker. So berichten mehr als die Hälfte von Symptomen, die auf ein Burn-out hindeuten. Die chaotischen Arbeitsbedingungen und Herausforderungen während der Covid-19-Pandemie haben die Belastungen noch einmal verstärkt (30).
Des Weiteren nimmt die Zahl der Burn-out-Fälle bei Selbstständigen, im mittleren Management sowie im Sport und der Politik zu. Personen in Spitzenpositionen sind dagegen seltener betroffen als häufig angenommen.
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Bore-out: berufliche Unterforderung und innere Unzufriedenheit, während nach außen hin eine hohe Geschäftigkeit und Arbeitsbelastung vorgetäuscht wird
Brown-out: Spannungsabfall; berufliche Erschöpfung, die durch den Verlust des Sinns für die Arbeit verursacht wird
Burn-out: emotionale Erschöpfung und reduzierte Leistungsfähigkeit infolge von anhaltender beruflicher Überforderung und chronischem Stress
Cool-out: moralische Desensibilisierung, die sich im Spannungsfeld zwischen pflegefachlichem Anspruch und ökonomischen Zwängen entwickelt; komplementär zu Burn-out
Literatur: 6, 13, 27, 28