Wenn Engagement zu Erschöpfung wird |
Burn-out lässt sich nicht immer vermeiden, erste Warnsignale sind jedoch früh erkennbar. Prävention setzt dabei sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene an.
Gute Prävention: zwischen Beruf und Freizeit eine Balance zu finden / © Adobe Stock/Aleksandr Simonov
Zudem spielen organisatorische Maßnahmen im Arbeitsumfeld eine wichtige Rolle in der Prävention. Arbeitsbedingungen beispielsweise lassen sich durch klare Aufgabenverteilung, verlässliche Pausenzeiten, Rückzugsmöglichkeiten und eine offene Gesprächskultur verbessern. Ebenso wichtig ist die Förderung persönlicher Stärken durch Kommunikationstraining, kognitives Training und Beratungsangebote. Schulungen zur Achtsamkeit, Selbst- und Zeitmanagement helfen, Warnsignale frühzeitig zu erkennen.
Um Stress besser zu bewältigen, helfen oft einfache Maßnahmen. Sie lassen sich leicht in den Alltag integrieren und fördern eine entspannte Haltung.
Ein kleiner Beutel mit persönlichen Erinnerungsstücken wie einem Glücksbringer oder einem Souvenir beispielsweise erinnert an schöne Momente und beruhigt in belastenden Situationen. Urlaubsfotos als Bildschirmschoner auf dem Computer erzeugen eine positive Stimmung und lassen sich als Kraftquelle nutzen.
Kurze, selbst gewählte Leitsätze wie »Ich darf Nein sagen« oder »Ich muss nicht alles schaffen« vermitteln ein gutes Gefühl, wirken motivierend und können Gelassenheit fördern. Der Blick für das Positive lässt sich durch das abendliche Eintragen von drei schönen oder erfreulichen Augenblicken in ein Tagebuch schärfen.
In akuten Stresssituationen können auch Reize wie der Duft ätherischer Öle, ein Glas kaltes Wasser oder gezielte Atemtechniken die Beschwerden lindern. Solche Maßnahmen sollten individuell abgestimmt und vorab ärztlich besprochen werden.
Ein weiterer Ansatz sind paradoxe Interventionen. Sie basieren auf der Beobachtung, dass viele Menschen Angst vor der Angst haben. Statt die Angst zu vermeiden, wird sie bewusst eingeladen. Wenn man sich in einer belastenden Situation innerlich sagt: »Ich wünsche mir jetzt eine Panikattacke«, wird der Angst der Schrecken genommen und diese verschwindet oft. Dieser Ansatz geht zurück auf den österreichischen Neurologen und Psychiater Viktor Frankl (6).
Für gefährdete und hoch belastete Menschen gibt es diverse Unterstützungsangebote (10, 31). Hier eine Auswahl:
Die American Medical Association bietet im Rahmen ihres Programms »STEPS Forward« Module zur Resilienzförderung an, von denen drei Module das Thema Burn-out direkt behandeln.
Zudem stellt das National Academy of Medicine Action Collaborative zur Förderung des Wohlbefindens von Klinikpersonal mit ihrem Programm »Well-being & You« Materialien, Tools und Webinare für Apotheker zur Verfügung. Erhältlich sind die Programme auf Englisch (34).
Burn-out ist ein ernst zu nehmendes Syndrom, das durch ein Zusammenspiel individueller, beruflicher und gesellschaftlicher Faktoren entsteht. Personen mit helfenden, beratenden oder pflegenden Tätigkeiten, beispielsweise Apotheker und das Personal in Apotheken, haben dabei ein besonders hohes Erkrankungsrisiko. Typisch für das Syndrom sind Beschwerden wie Erschöpfung, innere Distanz zur Arbeit sowie ein Gefühl verringerter Leistungsfähigkeit. Umso wichtiger ist eine wirksame Prävention.
Nicht immer lässt sich ein Burn-out vermeiden. In diesem Fall ist es wichtig, Warnsignale zu erkennen und frühzeitig zu handeln. Denn eine rechtzeitige Therapie ist entscheidend für eine gute Prognose.
Silke Kerscher-Hack studierte Pharmazie an der Universität Regensburg. Ihre Promotion fertigte sie am Institut für Pharmazeutische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München an. Seit zehn Jahren verfasst sie Texte zu medizinischen sowie pharmazeutischen Themen. Kerscher-Hack hat zudem eine Zusatzausbildung in Ernährungsberatung mit Fachrichtung Lebensmittelunverträglichkeiten absolviert.