Wenn Engagement zu Erschöpfung wird |
Bislang gibt es kein standardisiertes Verfahren, um ein Burn-out eindeutig zu diagnostizieren. Die Abklärung basiert in erster Linie auf einer sorgfältigen Anamnese in Kombination mit einer psychischen Befunderhebung. Entscheidend ist, dass die Beschwerden im direkten Zusammenhang mit einer beruflichen Überlastung stehen.
Da viele Erkrankungen wie Schilddrüsen- oder Tumorerkrankungen ähnliche Symptome verursachen, ist eine sorgfältige Abgrenzung wichtig. Insbesondere die Unterscheidung von einer Depression ist schwierig und bei einem schweren Burn-out-Verlauf kaum eindeutig möglich.
Während Unzufriedenheit und Gereiztheit (dysphorische Stimmung) bei einer Depression alle Lebensbereiche erfassen, beschränken sich diese beim chronischen Erschöpfungssyndrom in der Regel auf das berufliche Umfeld. Ein weiterer Unterschied ist, dass Depersonalisation und reduzierte Leistungsfähigkeit normalerweise nicht bei einer Depression auftreten.
Nicht zu verwechseln ist das Burn-out mit der Neurasthenie, auch wenn es einige Überschneidungen gibt. Die Neurasthenie, auch als »reizbare Schwäche« bekannt, äußert sich in einem quälenden Gefühl der Erschöpfung oder Schwäche, das bei geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung auftritt und sich auch nach ausreichender Erholungsphase nicht bessert (1).
Nicht immer ist ein Burn-out klar von einer Depression abzugrenzen. / © Adobe Stock/ArtmannWitte
Zur Diagnose eines Burn-outs kommen in der Praxis häufig standardisierte Fragebögen zum Einsatz. Als Goldstandard gilt das Maslach Burn-out Inventory (MBI), das die emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit erfasst. Um die Spezifität für verschiedene Berufsfelder zu erhöhen, existieren mehrere Versionen, darunter die speziell für Gesundheitsberufe entwickelte MBI-Human Services Survey.
Ob das MBI tatsächlich zur zuverlässigen Diagnose von Burn-out geeignet ist, konnten auch umfassende Übersichtsarbeiten bislang nicht eindeutig klären (40). Weitere Erhebungsinstrumente wie die Tedium Measure (Überdruss-Skala) oder der Copenhagen Psychosocial Questionnaire haben nur eine eingeschränkte diagnostische Aussagekraft, da sie differenzialdiagnostische Aspekte nur unzureichend berücksichtigen. Ergänzend bieten digitale Anwendungen, die Daten zu Stimmung, Schlaf, Stressniveau oder Biomarkern auswerten, neue Ansätze.