Wenn das Zittern nicht aufhört |
Ein Tremor wie bei Morbus Parkinson kann alle Alltagsaktivitäten erschweren und die Lebensqualität massiv belasten. Dies gilt auch für viele andere Tremorformen. / © Getty Images/SimpleImages
Der Begriff Tremor beschreibt unwillkürliche, meist rhythmische Muskelkontraktionen, die ein Zittern in einzelnen oder mehreren Körperregionen hervorrufen. In leichter Ausprägung ist dieses Phänomen eine natürliche Reaktion des Körpers: Bei jeder Bewegung, etwa beim Ausstrecken eines Armes, ziehen sich entgegengesetzt arbeitende Muskelgruppen wiederholt zusammen – meist ohne dass man dies bewusst wahrnimmt. In bestimmten Situationen, zum Beispiel bei Kälte, übermäßigem Koffeinkonsum, Stress oder Übermüdung, nimmt das Zittern zu, sodass es sichtbar wird. Dieser sogenannte physiologische Tremor ist in der Regel harmlos und klingt von selbst wieder ab (1).
Wird das Zittern stärker, tritt es dauerhaft auf oder schränkt es alltägliche Aktivitäten spürbar ein, könnte dies auf eine Erkrankung hinweisen. Dann ist es wichtig, die Ursache ärztlich abklären zu lassen. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt oder ein Neurologe, der bei Bedarf eine Überweisung an andere Fachärzte wie Psychiater ausstellen kann.
Die rhythmischen Bewegungen unterscheiden sich deutlich in ihren Aktivierungsbedingungen, der Intensität, den betroffenen Körperbereichen und den begleitenden Symptomen.
Ein Ruhetremor beispielsweise tritt auf, wenn die Muskulatur entspannt ist und nicht aktiv bewegt wird. Am häufigsten sind die Hände betroffen, seltener Kopf oder Beine. Charakteristisch ist, dass sich die Muskelkontraktionen bei kognitiven Aufgaben wie Kopfrechnen verstärken, bei Bewegung jedoch nachlassen. Beim Pillendreher- oder Münzenzähler-Phänomen zeigt sich die Tremorbewegung vor allem an Daumen- sowie Zeigefingermuskeln und ähnelt den Abläufen beim Pillendrehen oder Geldzählen.
Der Ruhetremor ist eines der Leitsymptome des Morbus Parkinson. Das Zittern hat meist eine Frequenz von vier bis sechs Bewegungen pro Sekunde, beginnt in der Regel auf einer Seite und verstärkt sich in Stresssituationen. Betroffene Personen beschreiben den Tremor als feinschlägig, also mit geringen Bewegungsausschlägen (Amplitude) (3, 12).
Manchmal ist Zittern ganz normal, zum Beispiel bei Kälte oder übermäßigem Kaffeekonsum. / © Adobe Stock/Racle Fotodesign
Im Gegensatz zum Ruhetremor macht sich ein Aktionstremor bei Muskelaktivität bemerkbar. Dieser lässt sich weiter unterteilen (Kasten)
Zur Information: Die S2k-Leitinie Tremor (AWMF-Reg.nr. 030-011, Stand Juni 2022) beispielsweise handhabt die Zuordnung etwas anders als die Internationale Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen. Dort wird der Haltetremor nicht dem Aktionstremor zugeordnet, sondern als eigenständige Form betrachtet. Zudem enthalten die Aktivierungsbedingungen den Intentionstremor, den aufgabenspezifischen Tremor, den orthostatischen Tremor (Auftreten im Stehen) sowie fokale Tremores je nach betroffener Region (11).
Des Weiteren lässt sich das Muskelzittern nach seiner Intensität (grob-, mittel- und feinschlägig) sowie der Frequenz (nieder-, mittel- und hochfrequent) unterteilen. Beides ist eng miteinander verbunden, da schnelles Zittern (Frequenz) eine geringere Abweichung (Amplitude) voraussetzt (7, 24).
Der aufgabenspezifische Tremor gehört zum Bewegungstremor und tritt nur bei bestimmten Tätigkeiten auf, etwa beim Schreiben (Schreibtremor) oder Sprechen (Sprechtremor).
Modizifiert nach International Parkinson and Movement Disorder Society