Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Nephrologie
-
Wenn Arzneimittel an die Nieren gehen

Wenn die Nieren akut oder chronisch versagen, ist dies potenziell lebensgefährlich. Aber auch die Arzneimitteltherapie kann gefährlich werden. Apotheker und speziell sogenannte Renal Pharmacists, ein in Deutschland relativ neues Feld pharmazeutischer Dienstleistung, unterstützen Ärzte und Patienten bei der Pharmakotherapie. Was ist zu beachten?
AutorKontaktOliver Scherf-Clavel
AutorKontaktNora Vogg
Datum 05.06.2022  08:00 Uhr

Therapie der CKD

Die Behandlung der CKD zielt hauptsächlich darauf ab, die Progression zu verlangsamen. Die wichtigsten Maßnahmen sind Veränderungen im Lebensstil und die Behandlung von Risikoerkrankungen. Regelmäßige körperliche Aktivität und leichtes Training, ein gesundes Körpergewicht und der Verzicht auf Nikotin sind geeignet. Der Blutdruck sollte in Abhängigkeit von Begleiterkrankungen auf unter 140/90 mmHg beziehungsweise unter 130/80 mmHg bei Vorliegen von Diabetes oder Proteinurie eingestellt werden. Statine können sich positiv auf den Verlauf der CKD auswirken. ACE-Inhibitoren und Sartane können dazu beitragen, die Restnierenfunktion länger zu erhalten (5).

SGLT2-Inhibitoren sollten bei schwerer Niereninsuffizienz nicht mehr eingesetzt werden. Substanz- und indikationsabhängig liegen die Grenzwerte bei einer eGFR unter 20 bis 30 mL/min. Zu bedenken ist, dass die blutzuckersenkende Wirkung von der Nierenfunktion abhängt und ein zunächst gut kontrollierter Blutzucker im Verlauf einer CKD nicht mehr adäquat eingestellt sein kann. Dapagliflozin ist im Gegensatz zu Empagliflozin und Ertugliflozin auch zur Behandlung der CKD zugelassen.

Der aktuellen NICE-Leitlinie (NG28) zufolge sollen Menschen mit Typ-2-Diabetes und CKD ab einer Albuminurie Stadium A2 (Tabelle 2) zusätzlich zu einem ACE-Hemmer oder Sartan mit einem dafür zugelassenen SGLT2-Inhibitor behandelt werden, sofern dies ihre eGFR erlaubt. Man erhofft sich davon, dass das Fortschreiten der CKD verlangsamt wird und das Risiko für Mortalität und kardiovaskuläre Ereignisse deutlich abnimmt (5, 6).

Das individuelle Risiko für eine Progression bis hin zu Nierenversagen, Dialyse- oder Transplantationspflichtigkeit kann mithilfe eines publizierten und validierten Risikorechners (www.kidneyfailurerisk.com) geschätzt werden (7–9).

Risikofaktor nephrotoxische Arzneistoffe

Die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer CKD sind Diabetes, Bluthochdruck, kardiovaskuläre Erkrankungen, strukturelle Nierenerkrankungen, eine AKI in der Anamnese und Multisystemerkrankungen, die auch die Nieren betreffen, zum Beispiel Lupus. Besonders häufig tritt eine CKD infolge von Gefäßschäden durch Diabetes und Bluthochdruck auf. Die Kontrolle dieser Grunderkrankungen ist daher einer der wichtigsten Eckpfeiler in der Prävention der CKD und verlangsamt die Progression.

Direkt nephrotoxische Arzneistoffe zählen zu den vermeidbaren Risikofaktoren für eine CKD. Sie führen zu einer medikamenteninduzierten interstitiellen Nephritis. Dazu zählen zum Beispiel Lithium, Calcineurin-Inhibitoren und bestimmte Zytostatika wie Cisplatin. Der für Methotrexat in der hohen (zytostatischen) Dosierung bekannte nephrotoxische Effekt wurde nun auch in der niedrigeren immunsuppressiven Dosierung beobachtet (vor allem bei Dosierungen ab 12 mg/Woche) (10). Eine Auswahl an mit Nephrotoxizität assoziierten Substanzen findet sich im Kasten und in Tabelle 3.

Substanz übliche Indikation und/oder Wirkung Nephrotoxische Effekte
Artemisia absinthium (Wermutkraut, Bitterer Beifuß) Anämie
Asthma
gastrointestinale Störungen
antipyretisch, appetitsteigernd
Rhabdomyolyse mit akuter intratubulärer Obstruktion und evtl. tonisch-klonischen Krämpfen
Chromium Blutzuckerkontrolle
Gewichtsabnahme
fettsenkend
akute Tubulusnekrose
Interstitielle Nephritis
Ephedra (Meerträubel, Ma-Huang) allergische Rhinitis
Asthma
Hypotension
sexuelle Stimulation
Gewichtsabnahme
Nephrolithiasis aufgrund Ephedrin-, Norephedrin- und Pseudoephedrin-Steinbildung
Germanium antiinflammatorisch
immunstimulierend
tubuläre Degeneration
geringe glomeruläre Schädigung
Glycyrrhiza glabra (Süßholz, Lakritze) gastrointestinale Störungen
antibiotisch
antiinflammatorisch
diuretisch
renal tubulärer Schaden aufgrund prolongierter Hypokaliämie
hypokaliämische Rhabdomyolyse bei Pseudohyperaldosteronismus
Kreatin verbesserte Muskelleistung bei intensivem Krafttraining akute fokale interstitielle Nephritis und fokale Tubuluszellnekrose
unspezifische Nierenschädigung
Rhabdomyolyse
Hedeoma pulegioides (Frauenminze) Abort induzierend
menstruationsfördernd
ödematöse hämorrhagische Nieren mit akutem Tubulusschaden und hepatorenalem Syndrom
Hydrazin Anorexie, Kachexie
chemotherapeutisch
bei durch Hydrazin induziertem hepatorenalen Syndrom: Autolyse der Nieren möglich
Vaccinium macrocarpon (Cranberry) Urinansäuerung
antibiotisch
Nephrolithiasis aufgrund von Oxalurie
Larrea tridentata (Kreosotbusch, Chaparral) antiinflammatorisch
antibiotisch, antioxidativ
zystische Nierenerkrankung
Nierenzellkarzinom
L-Lysin antiviral
wundheilungsfördernd
Fanconi-Syndrom und interstitielle Nephritis
Salix daphnoides (Reifweide, enthält Salicin) analgetisch
antiinflammatorisch
nekrotische Papillen wie bei Analgetika-Nephropathie
Thevetia peruviana (Schellenbaum, tropischer Oleander) antiinflammatorisch Tubuluszellnekrose mit Vakuolen, evtl. hepatorenales Syndrom
Tripterygium wilfordii (Celastraceae, »Thunder god vine«) immunsuppressiv bei Rheuma Schock und akutes Nierenversagen
Vitamin C Verstärkung der Eisenresorption
Schutz vor Krebs und koronarer Herzkrankheit
wundheilungsfördernd
Nephrolithiasis aufgrund von Oxalurie
Yohimbe (Pausinystalia yohimbe, »Liebesbaum«) erektile Dysfunktion
sexuelle Stimulation
systemischer Lupus erythematodes, Lupusnephritis
Tabelle 3: Nephrotoxische Nahrungsergänzungs-, Natur- und alternative Heilmittel; nach (11)

Eine besondere Konstellation ist die Kombination aus ACE-Hemmer, Sartan, nicht-steroidalem Antirheumatikum (NSAR) und Schleifendiuretikum. Einerseits wird die Weitstellung der eingehenden Gefäße gehemmt (NSAR via Hemmung der Prostaglandinsynthese) (in Abbildung 1 rechts) und andererseits die Engstellung der abführenden Gefäße (ACE-Hemmer, Sartan) blockiert (links), wodurch der Filtrationsdruck im Nephron absinkt. So als würde man einen Gartenschlauch vorne eng zudrehen und am Ende weit aufdehnen. Kommt es dann noch zum Volumenverlust durch forcierte Diurese (Schleifendiuretika), droht der sogenannte »Triple Whammy«, der Dreifachangriff auf die Nieren.

Manche Arzneistoffe können auch kristalline Ablagerungen im Tubulussystem hinterlassen und so den Abtransport des Harns behindern. Beispiele sind Sulfonamide, Aciclovir und Cisplatin.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa