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Alles andere als typisch
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Wenig beachtete mögliche Symptome von Covid-19

Wenn die Infektion mit SARS-CoV-2 symptomatisch verläuft, treten vor allem Fieber, Halsschmerzen, Husten und Kurzatmigkeit auf. Es gibt mittlerweile aber auch etliche Hinweise auf andere potenzielle Frühboten der Covid-19-Erkrankung.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 14.04.2020  14:08 Uhr

Frühbote Guillain-Barré-Syndrom

Im Fachjournal »Lancet Neurology« berichten chinesische Wissenschaftler vom Central Hospital in Jingzhou und von der Jiao Tong University School of Medicine in Shanghai von einer Patientin, bei der – ebenfalls deutlich vor den charakteristischen Symptomen von Covid-19 – eine andere neurologische Erkrankung auftrat: das Guillain-Barré-Syndrom (DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30109-5). Dabei handelt es sich um eine akute Entzündung der peripheren Nerven, bei der es zu Parästhesien und fortschreitenden Lähmungserscheinungen kommt.

Die 61-jährige Patientin war am 19. Januar aus Wuhan in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Am 23. Januar wurde sie mit akuter, innerhalb eines Tages aufgetretener Schwäche in den Beinen und starker Fatigue ins Krankenhaus aufgenommen. Drei Tage später hatten sich die Symptome weiter verschlimmert. Die Ärzte stellten nach weiteren Untersuchungen die Diagnose Guillain-Barré-Syndrom. Erst am achten Tag entwickelte die Patientin respiratorische Symptome, etwa trockenen Husten, und Fieber. Daraufhin wurde sie positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Frau in Wuhan angesteckt hatte und nicht erst im Krankenhaus. Laborbefunde bei stationärer Aufnahme wie niedrige Lymphozyten- und Thrombozyten-Werte wiesen darauf hin. Nach überstandener Infektion und bei der Entlassung am 30. Tag hatte die Frau wieder eine normale Muskelkraft in Armen und Beinen und die Sehnenreflexe in Beinen und Füßen waren zurückgekehrt.

Das Guillain-Barré-Syndrom wurde schon häufiger in Zusammenhang mit Virusinfektionen gebracht. Beispielsweise weiß man, dass es nach einer Zika-Virus-Infektion postinfektiös dazu kommen kann. Basierend auf diesem Fallbeispiel glauben die chinesischen Wissenschaftler, dass die Situation bei einer SARS-CoV-2-Infektion anders gelagert sein muss. Sie sprechen von einem parainfektiösen Geschehen.

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