Welchen Nutzwert haben Plattformen für Apotheken? |
Ev Tebroke |
17.09.2021 12:36 Uhr |
Diskutierten über die richtige Umsetzung des Plattformgedankens für die Apotheke vor Ort: Steffen Kuhnert, Benjamin Rohrer, Stefan Schwenzer, Sören Friedrich, Jan-Florian Schlapfner und Sven Simons (v.l.nr.). / Foto: Philipp Külker
Im Zuge der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist es auch für Apotheken unumgänglich, sich neben der Vor-Ort-Präsenz auch ein digitales Standbein aufzubauen. Es geht darum, die Services und Dienste der Offizin auch online vermitteln zu können und für Patienten im Netz präsent zu sein. Das Schlüsselwort für diese Online-Präsenz lautet Apotheken-Plattformen. Um vor dem Hintergrund des E-Rezepts gegen die Marktmacht von EU-Versendern wie Doc Morris oder Shop Apotheke bestehen zu können, gibt es einige Konzepte, um die Expertise und die Leistungen der Vor-Ort-Apotheken gebündelt online zu bringen.
Bei der Podiumsdiskussion »PZ Nachgefragt« diskutierte PZ-Chefredakteur Benjamin Rohrer mit entsprechenden Vertretern der derzeit maßgeblichen beziehungsweise in Planung befindlichen Plattformformate: Apotheker Steffen Kuhnert, Betreiber des Netzwerks digitale Apotheke, der eine Plattform für pharmazeutische Beratung plant; Apothekeninhaber Stefan Schwenzer, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Bremen, der sich von der Diskussion Aufschluss über die Vor- und Nachteile solcher Plattformen erhoffte; des Weiteren Sören Friedrich, Leiter der IT-Abteilung der ABDA, der über die weitere Entwicklung und Zielsetzung des DAV-Portals berichtete; Jan-Florian Schlapfner, Projektleiter von ihreapotheken.de vom Zukunftspakt Apotheke, der Burda-Noweda-Kooperation sowie Sven Simons, Geschäftsführer der Plattform gesund.de, die aus einer Kooperation von Noventi, Phoenix, dem Wort&Bild-Verlag und anderen Playern hervorgegangen war.
Wozu brauchen Apotheker überhaupt eine Plattform-Präsenz? Und was bringen diese Angebote den Patienten und den Vor-Ort-Apotheken? Gemeinsam ist allen auf dem Podium versammelten Anbietern, dass sie die stationären Offizinen durch die Internet-Präsenz stärken wollen. Denn Patienten werden nicht zuletzt im Zuge des E-Rezepts ihre Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung zunehmend digital abwickeln. Wie solche Plattformen am besten aufgebaut sein sollten, dazu gibt es unterschiedliche Ansätze, wie am Donnerstagabend deutlich wurde. Steffen Kuhnert betonte etwa, dass es ihm nicht um den Online-Arzneimittelkauf gehe, sondern er sieht die Chance der Apotheke im Angebot von pharmazeutischen Beratungen im Netz. Diesen Ansatz will er auch mit seiner neu gegründeten Plattform-Idee »Laboration« verfolgen. »Für mich steht der Beratungsansatz im Vordergrund, nicht die Transaktion, sondern der Dialog.«
Für Sven Simons von gesund.de geht es nach eigenen Angaben nicht um eine Verlagerung ins Digitale sondern darum, die bestehenden Strukturen zu ergänzen und zu optimieren, also Mehrwerte für den Patienten/ Kunden zu schaffen. »Wir unterstützen jede Lösung, damit das E-Rezept in einer öffentlichen Apotheke ankommt.«
Auch Jan Florian Schlapfner vom Zukunftspakt Apotheke unterstrich den Hybrid-Ansatz der Plattform. Die Apotheke vor Ort agiere stationär und digital. ABDA-IT-Chef Sören Friedrich betonte allerdings, dass es gewisse »No-Go-Bereiche« der Digitalisierung geben müsse, den Arzneimittel seien eben keine herkömmliche Ware sondern ein »besonderes Gut«. So sollten etwa Medikationsanalysen nicht rein auf dem technischen Weg erfolgen, sondern »das letzte Wort, die intellektuelle Leistung sollte beim Apotheker verbleiben«.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.