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Alltag mit Maske

Welche Maske für wen?

Jeder muss sie aktuell tragen. Doch eignen sich die verschiedenen Masken-Modelle mehr oder minder gut für bestimmte Personengruppen, wie die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) erklärt.
Carolin Lang
20.05.2020  16:02 Uhr

Durch die Einführung der Maskenpflicht gehören diese momentan zum Alltag. Die Behelfsmasken haben sich mehr oder weniger aus der Not heraus verbreitet, da es längere Zeit einen Engpass an medizinischen Masken gab. Aktuell stellen Lieferengpässe in dieser Hinsicht aber kein Problem mehr dar. OP-Masken sind wieder zu bekommen. Behelfsmaske, Mund-Nasen-Schutz (MNS) oder doch FFP2-Maske – welche ist denn nun die beste Wahl?

Nach wie vor gilt: FFP2- und FFP3-Masken dienen dem Selbstschutz, denn sie können die Inhalation infektiöser Aerosole verhindern. Dass auch dieser Übertragungsweg neben der Tröpfcheninfektion eine Rolle spielt, wird immer deutlicher. Chirurgische MNS und Behelfsmasken hingegen dienen primär dem Fremdschutz. Ein Selbstschutzeffekt sei wahrscheinlich, in klinischen Studien jedoch noch nicht belegt, heißt es in einer Stellungnahme der DGP. Zwar könne ein MNS die Ansteckung anderer nicht vollständig verhindern, er verringere jedoch die Gefahr, indem er infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen abfange, so Dr. Dominic Dellweg in einer Mitteilung der DGP.

Auf den Stoff kommt es an

Auch selbstgefertigte Masken aus verschiedenen Tuchgeweben seien in der Lage, einen Anteil der Bakterien und Viren zu filtern. Essenziell für die Wirksamkeit der Behelfsmasken ist die richtige Handhabung und der korrekte Sitz. Die Filterleistung verschiedener Stoffe variiere dabei jedoch erheblich. Die DGP bezieht sich dabei auf Daten einer kürzlich von der »American Chemical Society« (ACS) veröffentlichten Studie , die die Filterleistung verschiedener Stoffe untersucht.

Demnach habe die Qualität eines Baumwollstoffes erheblichen Einfluss auf die Filterleistung. Qualität meint hierbei die Fadendichte, die in »threads per inch« (TPI, Anzahl der Schussfäden auf einer Länge von 2,54 cm) angegeben wird. Getestet wurde die Filtrationsleistung bei Partikeln größer und kleiner 0,3 µm. So habe ein Baumwollstoff mit 80 TPI eine Filterleistung von nur 9 Prozent bei kleinen und 14 Prozent bei großen Partikeln. Ein Baumwollstoff mit 600 TPI habe dagegen eine Filterleistung von 79 beziehungsweise 98,4 Prozent.

Aufgrund der Heterogenität der Materialien und ihrer oft fehlenden Klassifizierbarkeit könne über die Durchlässigkeit der Gewebe keine allgemeine Aussage getroffen werden, äußert sich die DGP. Es sei daher empfehlenswert, dass zumindest Hersteller größerer Maskenmengen ihre Produkte auf Partikel-Durchlässigkeit und Luftwiderstand prüfen.

Ältere und Vorerkrankte

Normierte OP-Masken haben die beste Filterleistung und einen geringen Luftwiderstand. Andere Stoffe wie Staubsaugerbeutel oder Geschirrhandtücher haben zwar eine nur etwas geringere Filterleistung, dafür aber einen deutlich höheren Luftwiderstand. Letzteres führe zu einer erhöhten Atemanstrengung und könne vor allem bei älteren und vorerkrankten Patienten problematisch sein, erklärt Professor Dr. Michael Pfeifer, Präsident der DGP. Bei der Materialauswahl solle deshalb darauf geachtet werden, dass längeres Atmen durch die anliegende Maske möglich ist.

Bei Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen sowie Atemnot oder eingeschränkter Lungenfunktion solle eine Blutgasanalyse bei anliegender Maske – idealerweise unter Belastung – durchgeführt werden. So lasse sich feststellen, ob das Tragen eines MNS für diese Patienten möglich sei, so der Experte.

Tipps für Brillenträger

In der Apotheke begegnen dem pharmazeutischen Personal aktuell häufig Kunden mit Maske, die durch beschlagene Brillengläser schauen. Da beim Tragen einer Maske die ausgeatmete Luft auf einen Widerstand trifft, entweicht sie hauptsächlich aus den Rändern der Maske und kann so beim Tragen einer Brille dazu führen, dass die Gläser durch die in der Atemluft enthaltene Feuchtigkeit beschlagen. Um das zu verhindern, sollte die Maske am oberen Rand möglichst dicht anliegen.

  • Für Brillenträger eignet sich also eine Maske mit Bügel an der oberen Seite. Alternativ kann die Maske mit hautfreundlichem Tape an der oberen Seite festgeklebt werden.
  • Durch ein horizontal platziertes Taschentuch auf dem Nasenrücken kann die Atemluft etwas aufgehalten werden. Die Maske wird dabei über das Taschentuch gezogen. Das gelingt auch durch Umschlagen der Maske am oberen Rand.
  • Hat die Maske zwei lange Bänder, die um den Kopf getragen werden, sollte das untere Band weit oben am Kopf platziert werden, das obere hingegen weit unten. So sitzt die Maske am oberen Rand besonders dicht.

Wiederverwendung von Masken

Neben der Einteilung in Selbstschutz und Fremdschutz gibt es einen weiteren Unterschied zwischen den verschiedenen Modellen. Und das ist der Preis. Sowohl FFP2 als auch Stoffmasken sind meist deutlich teurer, als ein MNS. Behelfsmasken können wiederverwendet werden. Nach einmaliger Nutzung sollten sie idealerweise bei 95 Grad, mindestens aber bei 60 Grad gewaschen und anschließend vollständig getrocknet werden, empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Auch mit dem Bügeleisen ließen sich die Viren abtöten, so Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast. Beim Bügeln sei darauf zu achten, dass der Stoff sowie Saum und Nahtstellen richtig heiß werden. Da nicht alle Stoffe das lange Erhitzen gut aushalten, empfehle es sich, das Bügeln nur zusätzlich zum Waschen anzuwenden. Das Sterilisieren einer Maske in der Mikrowelle sei nur bedingt zu empfehlen, da viele Masken Metallteile enthalten und nicht in die Mikrowelle dürfen, da sie dort sonst Feuer fangen können.

Zur Wiederverwendung von MNS und FFP2-Masken äußert sich das Robert-Koch-Institut. Dabei bezieht es sich allerdings nur auf Einrichtungen des Gesundheitswesens. Eine Empfehlung für die Wiederverwendung unter der allgemeinen Bevölkerung gibt es von offizieller Seite nicht.

In der Empfehlung für Personal des Gesundheitswesens bezieht sich das Institut lediglich auf eine Notfallsituation in der ein Engpass an Masken besteht. In diesem Fall sei es unter bestimmten Umständen möglich, sowohl MNS als auch FFP-Masken während einer Schicht durch ein und dieselbe Person wiederzuverwenden. Prinzipiell gilt aber, dass eine Wiederverwendung die korrekte Handhabung voraussetzt. Anderenfalls steigt das Infektionsrisiko, anstatt zu sinken. Daher scheint eine Wiederverwendung durch Laien nicht sinnvoll. Trotzdem ist sie nicht auszuschließen.

 

Das BfArM hatte Ende März an einer Empfehlung zur Dekontamination von Masken mitgearbeitet. Die Empfehlung lautete die Atemschutzmasken bei 65°-70° C trockener Hitze über 30 min zu dekontaminieren. Zwischenzeitlich liegen allerdings neue wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die eine Anpassung dieser Empfehlung erfordern.

Auch der Maskenhersteller M3 erklärt, dass eine Wiederverwendung von FFP2 Masken normalerweise nicht vorgesehen ist, da beim Ab- und Wiederaufsetzen die Gefahr der Kontamination bestehe. In ausgerufenen Notfallsituationen sei eine Wiederverwendung jedoch denkbar. FFP-Masken können grundsätzlich so lange getragen werden, bis sie verschmutzt oder beschädigt seien beziehungsweise das Atmen damit schwerfalle, heißt es außerdem. Angaben, wie dass der Filter grundsätzlich nach 20 Minuten Nutzung seine Funktion verliere, seien sachlich falsch.

Nicht zu vergessen ist, dass nach wie vor die Selbstisolierung bei Erkrankung, eine gute Händehygiene, das Einhalten von Husten- und Niesregeln und das Abstandhalten von mindestens 1,5 Metern zu anderen Personen die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen sind, um sich selbst und andere vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu schützen.

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