Pharmazeutische Zeitung online
Häufiges Symptom

Was wissen wir über Covid-19 und Riech- und Schmeckstörungen?

Im März 2020 kam zum ersten Mal aus Heinsberg der Bericht, dass viele Corona-Infizierte unter Geruchs- und Geschmacksstörungen leiden. Heute gilt dies als Leitsymptom. Was weiß man mittlerweile, wie es dazu kommt, ob es dauerhaft ist und wie es sich behandeln lässt?
Christiane Berg
06.05.2021  15:30 Uhr
Was wissen wir über Covid-19 und Riech- und Schmeckstörungen?

Bei den ersten Fallbeschreibungen aus China wurden sie noch nicht genannt, erst die Heinsberg-Studie zeigte, dass viele Infizierte unter Geruchs- und/oder Geschmacksverlust (Anosmie und Ageusie) leiden. Studiengemäß sind bis zu 80 Prozent der Covid-19-Kranken betroffen. Während der Riechverlust bei banalen Erkältungen und grippalen Infekten typischerweise mit starker Schleimbildung und einer Schwellung der Riechschleimhäute einhergeht, ist die Nase bei Patienten mit SARS-CoV-2-Infektionen dagegen überwiegend frei. So oder so sollten diese Beschwerden ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden, unterstreicht die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) im Vorfeld ihres virtuellen Jahreskongresses.

Die chemosensorischen Symptome zeigen sich häufig bereits am dritten Tag nach Covid-19-Infektionen, erklärt Professor Dr. Thomas Hummel. Sie seien oft das erste, in manchen Fällen sogar das einzige Corona-Symptom. »Dieses Frühwarnsystem sollte man sich zunutze machen«, so der HNO-Arzt aus Dresden. Betroffene sollten umgehend einen SARS-CoV-2-Test vornehmen lassen und sich gegebenenfalls in Selbstisolation beziehungsweise Quarantäne begeben.

Die Pathogenese der Störungen des Geruchssinns bei SARS-CoV-2-Infektion sei noch nicht genau erforscht. Die gute Nachricht: »Diese Riechstörung scheint in den überwiegenden Fällen vorübergehend zu sein. Bei den meisten Betroffenen gibt sie sich innerhalb weniger Wochen wieder«, macht Hummel deutlich. Das spreche gegen eine echte Nervenschädigung auf Ebene des Riechepithels und der Riechbahn, wie sie derzeit diskutiert wird.

Sofern eine Riechstörung im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung sich nicht binnen vier Wochen wieder weitgehend zurückgebildet hat, sollte ein HNO-Arzt konsultiert werden. Es könne und müsse mittels detaillierter Anamnese und Differenzialdiagnose in Form entsprechender Riech- und Schmecktestung ergänzt durch Labordiagnostik, Endoskopie und bildgebende Verfahren wie Kernspin- oder Computertomografie die Abgrenzung zu anderen möglichen Ursachen erfolgen.

Seite12>

Mehr von Avoxa