Was wissen wir über Covid-19 und Riech- und Schmeckstörungen? |
Wer unter einem verschwundenen oder verminderten Geruchssinn leidet, kann zu Hause trainieren: In vier identischen Döschen werden gut unterscheidbare Geruchsträger wie Minze, Gewürznelken, Zitrone oder duftende Kosmetikprodukte platziert. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Bei den ersten Fallbeschreibungen aus China wurden sie noch nicht genannt, erst die Heinsberg-Studie zeigte, dass viele Infizierte unter Geruchs- und/oder Geschmacksverlust (Anosmie und Ageusie) leiden. Studiengemäß sind bis zu 80 Prozent der Covid-19-Kranken betroffen. Während der Riechverlust bei banalen Erkältungen und grippalen Infekten typischerweise mit starker Schleimbildung und einer Schwellung der Riechschleimhäute einhergeht, ist die Nase bei Patienten mit SARS-CoV-2-Infektionen dagegen überwiegend frei. So oder so sollten diese Beschwerden ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden, unterstreicht die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) im Vorfeld ihres virtuellen Jahreskongresses.
Die chemosensorischen Symptome zeigen sich häufig bereits am dritten Tag nach Covid-19-Infektionen, erklärt Professor Dr. Thomas Hummel. Sie seien oft das erste, in manchen Fällen sogar das einzige Corona-Symptom. »Dieses Frühwarnsystem sollte man sich zunutze machen«, so der HNO-Arzt aus Dresden. Betroffene sollten umgehend einen SARS-CoV-2-Test vornehmen lassen und sich gegebenenfalls in Selbstisolation beziehungsweise Quarantäne begeben.
Die Pathogenese der Störungen des Geruchssinns bei SARS-CoV-2-Infektion sei noch nicht genau erforscht. Die gute Nachricht: »Diese Riechstörung scheint in den überwiegenden Fällen vorübergehend zu sein. Bei den meisten Betroffenen gibt sie sich innerhalb weniger Wochen wieder«, macht Hummel deutlich. Das spreche gegen eine echte Nervenschädigung auf Ebene des Riechepithels und der Riechbahn, wie sie derzeit diskutiert wird.
Sofern eine Riechstörung im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung sich nicht binnen vier Wochen wieder weitgehend zurückgebildet hat, sollte ein HNO-Arzt konsultiert werden. Es könne und müsse mittels detaillierter Anamnese und Differenzialdiagnose in Form entsprechender Riech- und Schmecktestung ergänzt durch Labordiagnostik, Endoskopie und bildgebende Verfahren wie Kernspin- oder Computertomografie die Abgrenzung zu anderen möglichen Ursachen erfolgen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.