Was weiß man über die Omikron-Variante XBB.1.5? |
Tatsächlich verdrängt XBB.1.5 in den Epidemie-Regionen nicht nur die bisher vorherrschenden Varianten, dort steigen auch die Fallzahlen. Daten dazu liegen aus New York, Connecticut und Massachusetts vor, wie Dr. Eric Feigl-Ding in einem Twitter-Post zeigt. Ob es allerdings hier einen kausalen Zusammenhang gibt, ist bisher nicht klar.
Noch nicht bekannt ist, ob XBB.1.5 zusätzlich zu seinen ausgeprägten Immunflucht- und Verbreitungseigenschaften auch virulenter ist und schwere Krankheitsverläufe verursacht. Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, gibt ein durch die Variante verursachter erhöhter Krankheitsstand in der Bevölkerung bereits Anlass zur Besorgnis.
Noch gibt es zu wenig Daten, um sagen zu können, wie die aktuellen Impfstoffe vor XBB.1.5 schützen. Aber die Forschung über das mit ihm verwandte XBB-Virus liefert einige Anhaltspunkte. So wurden in einer aktuellen Publikation im »New England Journal of Medicine« (NEJM) Daten veröffentlicht, die mit Serumproben von Teilnehmern ermittelt wurden, die entweder eine oder zwei monovalente Auffrischimpfungen oder eine Auffrischimpfung mit dem bivalenten mRNA-Impfstoff erhalten hatten. Die Forschenden um Dr. Meredith Davis-Gardner von der Emory University in Atlanta testeten die Neutralisierungseffizienz der Auffrischimpfstoffe gegen das Wildtypvirus (WA1/2020) und gegen Primärisolate der Omikron-Subvarianten BA.1, BA.5, BA.2.75.2, BQ.1.1 und XBB unter Verwendung eines In-vitro-Fokusreduktions-Neutralisationstests mit lebendem Virus (FRNT). Tatsächlich war die neutralisierende Aktivität gegenüber der XBB-Untervariante am geringsten. Andererseits zeigte die Kohorte, die den bivalenten Booster erhalten hatte, eine höhere neutralisierende Aktivität gegen alle Omikron-Varianten, als diejenigen die mit den monovalenten Impfstoffen geboostert waren.
Dieser Trend wurde auch in einer Arbeit von Qian Wang und Kollegen von der Columbia University in New York, die in »Cell« publiziert wurde, bestätigt. Diese Autoren verwendeten pseudotypisierte Viren zur Quantifizierung der Antikörpertiter. Zusätzlich zur XBB-Variante untersuchten die Forschenden auch die XBB.1-Variante, die noch ein wenig schlechter auf Seren von Probanden, die mit einem bivalenten mRNA-Impfstoff geboostert waren, ansprachen als gegen die XBB-Variante.
Dem Seniorautor der Publikation, Professor Dr. David Ho, zufolge verhält sich XBB.1.5 in Bezug auf die Antikörperumgehung ähnlich wie XBB.1, was bedeutet, dass die Variante das Potenzial hat, dem Schutz durch Impfungen und frühere Infektionen zu entgehen.
Somit kann man zusammenfassen, dass XBB.1.5 nach aktuellem Kenntnisstand eine hochpotente Immunfluchtvariante ist, die zudem für das Eindringen in menschliche Zellen über den ACE2-Rezeptor optimiert ist. Sie scheint sich viel schneller zu verbreiten als bisher dominante Varianten, und dort, wo sie dominant wird, steigen auch die Krankenhauseinweisungen.