Was vor dem Start wichtig ist |
Brigitte M. Gensthaler |
13.01.2022 18:00 Uhr |
Covid-19-Impfkampagnen in Apotheken könnten bald starten. Viele werden zunächst Boosterungen vornehmen, doch Apotheken können auch Erstimpflinge gewinnen. / Foto: Adobe Stock/Kt Stock
Die entsprechende Verordnung auf Basis des Gesetzes zur Stärkung der Impfprävention gegen Covid-19 ist am 11. Januar in Kraft getreten. Somit dürfen neben Apothekern auch Tier- und Zahnärzte Covid-19-Impfungen anbieten.
»Impfen bleibt grundsätzlich eine ärztliche Leistung, aber wir Apotheker gehören nun zum Kreis der Leistungserbringer«, betonte Kammermeier und wies auf die Voraussetzungen hin, die Apotheker erfüllen müssen, bevor sie mit der neuen Dienstleistung starten. So müssen sie entweder die Fortbildungen im Rahmen der Modellprojekte zur Grippe-Impfung oder eine der neuen Covid-19-Impfschulungen absolviert haben, für die die Bundesapothekerkammer in Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer vor wenigen Tagen ein Curriculum verabschiedet hat. Viele Apothekerkammern bieten die Schulungen bereits aktiv an.
Zudem müssen die Apotheken eine Selbstauskunft abgeben, in der sie bestätigen, drei wesentliche Voraussetzungen zu erfüllen. So dürfen nur Personen, die zur Durchführung der Impfungen berechtigt sind, diese auch vornehmen; es müssen geeignete Räumlichkeit mit entsprechender Ausstattung vorhanden sein und es muss eine Betriebshaftpflichtversicherung vorliegen, die mögliche Schäden aus der Impfung abdeckt. Der BAV-Vize mahnte die Kollegen eindringlich, für die Betriebshaftpflicht unbedingt die Deckungszusage des Versicherers einzuholen.
Die Selbstauskunft muss von der zuständigen Landesapothekerkammer bestätigt werden. Laut Kammermeier sind die Kammern aktuell dabei, die nötigen Formulare auszuarbeiten. Diese könnten ab kommender Woche abrufbar sein.
Die Bescheinigung der Kammer ist Voraussetzung dafür, dass Apotheken Covid-19-Impfstoffe zum eigenen Gebrauch bei den Großhandlungen bestellen können. Details zum Bestellprozedere würden noch festgelegt, aber »der Bestellablauf für ein Vial erfolgt so wie heute bei der Bestellung eines Vials für Ärzte«, erklärte Kammermeier. Keiner müsse befürchten, dass Apotheker mit ihren Bestellungen den Ärzten Impfstoffe vorenthalten; aktuell gebe es keinen Impfstoffmangel.
Stichwort Impfdokumentation: Die Apotheken werden die verabreichten Impfungen über das DAV-Webportal an das Robert-Koch-Institut melden. Die technischen Vorarbeiten hierfür liefen auf Hochtouren, aber die Programmierungen könnten noch eine bis zwei Wochen dauern, sagte Kammermeier.
Wie Kammermeier ermutigte auch Dr. Stefan Hartmann, erster Vorsitzenden des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen, die Kollegen, in die Impfkampagne einzusteigen. »Apotheken können den Patienten durch eine extrem gute Organisation ein niedrigschwelliges Angebot machen und ihre Qualität unter Beweis stellen.« Er erwarte, dass Apotheker sich als Anbieter qualitativ hochwertiger Dienstleistungen etablieren und dazu beitragen, dass es »in Deutschland zu einer modernen Impf-Infrastruktur kommt«. Hartmann sieht hier auch einen strategischen Nutzen – denn es gebe weitere Dienstleistungen, die man ausbauen könne.
Der Gilchinger Apotheker forderte, dass auch Ärzte in Apotheken impfen und die Betriebe diese Leistung abrechnen dürfen. »Wir können mit Ärzten hier perfekt zusammenarbeiten.« Er selbst habe bereits Anfragen von Ärzten, die sich vorstellen könnten, in seinen Apotheken zu impfen.
Beide Kollegen sind überzeugt, dass die Impfkampagne in Apotheken auch Menschen überzeugt, die sich sonst nicht impfen lassen würden. »Wir Apotheker erreichen die Menschen in ihrer persönlichen Lebenssituation und bieten eine vertrauliche Atmosphäre, um Hindernisse und Zweifel anzusprechen«, sagte Kammermeier. Hartmann sieht den Schwerpunkt aktuell bei Boosterimpfungen, da die Kapazitäten bei den Ärzten begrenzt sind. »Aber wir können auch Erstimpflinge gewinnen.«
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.