Was Printlets leisten und was nicht |
Alle 3-D-Druckverfahren ermöglichen es aufgrund der additiven Fertigungstechnik, jede einzelne Schicht unterschiedlich zu gestalten. Das bedeutet, dass in jeder Schicht – zumindest theoretisch – ein anderer Arzneistoff eingebracht werden kann, sodass eine »Polypill«, also ein Kombinationsarzneimittel mit mehreren Arzneistoffen, entsteht.
Inkompatible Arzneistoffe können durch wirkstofffreie Schichten voneinander getrennt werden. Ebenso ist es denkbar, die Freisetzungscharakteristik Schicht für Schicht zu beeinflussen, sodass schnell und langsam freisetzende Schichten zu komplexen Freigabeprofilen zusammengefügt werden können.
Da die äußere Form beliebig gestaltet werden kann, lassen sich Arzneiformen designen, die Patienten mit Dysphagie leichter schlucken können. Auch pädiatrische Arzneiformen in Dino- oder Bärchenform sind technisch problemlos herstellbar. Hier ist eher zu fragen, ob es zur Verbesserung der Adhärenz sinnvoll und vertretbar ist, Arzneimittel wie Süßigkeiten zu präsentieren.
Abhängig vom Arzneistoff kann die Arzneistoffbeladung beim 3-D-Druck bis zu 70 Prozent betragen, sodass Dosierungen wie bei der konventionellen Tablettenproduktion denkbar sind.
Wichtigste Anforderung an die Arzneistoffe bei Verwendung der Schmelzschichtung (FDM-Technologie) ist eine ausreichende Thermostabilität, um die hohen Verarbeitungstemperaturen (je nach Polymer bis zu 200 °C) bei der Schmelzextrusion des Filaments und beim Druckvorgang intakt zu überstehen. Ist der Wirkstoff im Polymer löslich, so kann es die Bioverfügbarkeit verbessern, wenn das Polymer sich rasch im Gastrointestinaltrakt auflöst. Der Wirkstoff kann aber auch in mikrofeiner Form in der Polymer- oder Lipidschmelze suspendiert vorliegen. Aggregation und Sedimentation spielen aufgrund der hohen Viskosität der Schmelze praktisch keine Rolle. Allerdings kann es während der Herstellung und Lagerung zur Rekristallisation von bei hohen Temperaturen gelöstem Wirkstoff sowie Änderungen der Kristallmodifikation kommen – Vorgänge, die die Bioverfügbarkeit beeinflussen können.