Was Printlets leisten und was nicht |
Das Ziel von gedruckten Arzneiformen ist meist eine maßgeschneiderte Pharmakotherapie. Naheliegende Anwendungsgebiete für Printlets sind daher dosisangepasste Arzneimittel für die Pädiatrie und Geriatrie, insbesondere wenn es keine zugelassenen Arzneimittel gibt. Zudem steht die Versorgung von polymorbiden Patienten mit Kombinationsarzneimitteln, die gegebenenfalls zusätzlich in ihrer Dosierung individuell angepasst werden können, besonders im Fokus. Weitergehende Wunschvorstellungen umfassen individualisierte Freisetzungskinetiken für jeden einzelnen Arzneistoff.
Sinnvoll ist dies aber nur, wenn der ideale therapeutische Bereich eines Arzneistoffs bekannt ist und es ein spezifisches Drug Monitoring gibt. Dies ist zum Beispiel bei Psychopharmaka und Antibiotika zumindest für einige spezifische Arzneistoffe gegeben.
Bis die additive Arzneimittelherstellung für eine breite Anwendung vollständig entwickelt ist, wird es voraussichtlich noch 10 bis 15 Jahre dauern. Bereits heute können Printlets wertvolle Dienste bei der Herstellung klinischer Studienmedikation leisten. So werden in der frühen Phase der klinischen Entwicklung häufig Eskalationsstudien gemacht, um die beste und sicherste Dosis für die Patienten zu ermitteln. Die dafür benötigten zahlreichen Formulierungen in kleiner Stückzahl, aber mit unterschiedlichen Wirkstoffmengen herzustellen, ist eine Domäne der additiven Fertigungstechniken. Darüber hinaus kann die Freisetzung des Wirkstoffs individuell und flexibel angepasst werden, um die erwünschte Pharmakokinetik zu realisieren.
Die klinische Forschung kann zudem vom Biodruck profitieren, wenn damit Zellkulturmodelle für die In-vitro-Testung von Wirkstoffen und Formulierungen bereitgestellt werden.
Neben all den zahlreichen positiven Aspekten der gedruckten Arzneiformen dürfen einige Herausforderungen nicht unerwähnt bleiben. Dazu gehören insbesondere Aspekte der Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle sowie regulatorische Fragen und auch die Kosten.
Für Kinder, die dauerhaft Medikamente einnehmen müssen, könnten gedruckte Arzneiformen, die sich leicht im Mund auflösen, eine Hilfe sein. / Foto: Adobe Stock/Gina Sanders
Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 5000 3-D-gedruckte Tabletten mit einem Drucker pro Tag hergestellt werden können. Dies reicht für die Apothekenrezeptur und -defektur meist aus. Dabei hängt der Durchsatz sehr stark von der Komplexität der Arzneiform und der Drucktechnik ab. Die Herstellkosten je einzelner Arzneiform sind damit automatisch dramatisch höher als bei einer Massenproduktion, bei der bis zu eine Million Tabletten pro Stunde produziert werden können. Beispiel Spritam®: Die gedruckte Tablette kostet etwa das 73-Fache (!) einer generischen Levetiracetam-Tablette.
Solche Kosten müssen durch einen klaren therapeutischen Vorteil gerechtfertigt sein, zum Beispiel deutlich reduzierte Nebenwirkungen, beschleunigter Heilungsverlauf und erhöhte Adhärenz. Erforderlich ist daher eine gesamtheitliche Beurteilung der Therapiekosten inklusive des Gewinns an Lebensqualität und Lebenszeit; diese Bewertung geht weit über die reinen Arzneimittelkosten hinaus.