Was Printlets leisten und was nicht |
Im Zusammenhang mit personalisierten Printlets sind auch völlig neue Vertriebswege denkbar.
Szenario A lehnt sich an das klassische Modell an, das für konventionelle Arzneimittel gilt. Der Patient kommt mit seiner Verordnung in die Apotheke, die die personalisierte Arzneiform unter Verwendung von wirkstoffhaltigen Polymerfilamenten oder Drucktinten, die ein pharmazeutischer Unternehmer zur Verfügung stellt, druckt.
In einem Szenario B erhält der pharmazeutische Unternehmer die elektronische Verordnung. Er druckt die personalisierte Medikation und lässt sie durch einen Logistikdienstleister direkt dem Patienten zukommen.
Werden das Arzneimitteldesign am Computer und die Herstellung per Drucker einmal zum Apothekenalltag gehören? Bislang erscheint dies fraglich. / Foto: Adobe Stock/Racle Fotodesign
Szenario C geht noch einen Schritt weiter. Der pharmazeutische Unternehmer stellt dem Patienten die notwendige Ausrüstung für das Drucken zur Verfügung. Nach Einlesen der elektronischen Verordnung druckt der Patient sein Arzneimittel zu Hause (print@home). Letzteres ist mit unserem heutigen Verständnis einer qualitätsgesicherten Arzneimittelversorgung jedoch kaum vereinbar.
Das Apothekenpersonal übernimmt in den Szenarien B und C die Rolle des pharmazeutischen Beraters. Somit erbringt es eine pharmazeutische Dienstleistung, ohne an der Herstellung und Abgabe des Arzneimittels beteiligt zu sein.
Der 2-D- und der 3-D-Druck von Arzneiformen haben das Potenzial, die Arzneimitteltherapie mittelfristig in einigen Bereichen zu revolutionieren. Insbesondere in Forschung und Entwicklung werden sie einen festen Stellenwert haben. In öffentlichen Apotheken und Klinikapotheken werden insbesondere die regulatorischen Rahmenbedingungen und die notwendigen Investitionskosten darüber entscheiden, ob sich gedruckte Arzneiformen in der Routine durchsetzen können. Die Forschung auf diesem Gebiet ist in vollem Gang und wird Lösungsstrategien bereitstellen, sodass technische Hürden die Nutzung immer seltener einschränken werden.
Schließlich wird sich bei der praktischen Umsetzung zeigen, wie Arzneimittel- und Patientensicherheit gewährleistet werden können. Abzuwarten ist auch, ob das Thema Datensicherheit – zusammen mit den Kosten – wieder einmal zur Innovationsbremse im Gesundheitswesen wird.
Rolf Daniels studierte Pharmazie in Regensburg und wurde 1985 im Fach Pharmazeutische Technologie promoviert. Nach einer Tätigkeit in der pharmazeutischen Industrie wurde er Akademischer Rat am Institut für Pharmazie der Universität Regensburg. 1994 folgte die Habilitation für das Fach Pharmazeutische Technologie. Nach zehnjähriger Professur an der TU Braunschweig wurde Professor Daniels 2005 Leiter des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Seit Oktober 2022 ist er Professor im Ruhestand.