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Selbstmedikation

Was Patienten über Schmerzmittel wissen sollten

Aktuell greifen verschiedene Medien einen Bericht über nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel auf. Darin geben ein Schmerzmediziner und Ursula Funke, Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer, Antworten auf fünf häufige Fragen zur Anwendung und konkrete Anwendungstipps.
dpa
PZ
16.10.2024  12:00 Uhr

Schmerzen nach einer OP, Fieber beim Infekt: Frei verkäufliche Schmerztabletten helfen in vielen Fällen. Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (kurz ASS) sind die drei Wirkstoff-Klassiker. Dass sie leicht und günstig zu kaufen sind, heißt aber nicht, dass man sie leichtfertig einnehmen sollte, heißt es in einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Manchmal wirkt ein Arznemittel besser als das andere – und manche Menschen sollten auf bestimmte Wirkstoffe ganz verzichten. Schmerzmediziner Privatdozent Dr. Michael Überall und Apothekerin Ursula Funke haben der dpa die wichtigsten Fragen für Laien beantwortet:

Wie schnell sollte ich zur Schmerztablette greifen?

Das lasse sich pauschal nicht sagen, die Antwort hängt vom Einzelnen und seiner Schmerz-Situation ab. Grundsätzlich gilt zwar: »Je früher man gegen den Schmerz vorgeht, desto effektiver wirken geringe Dosen«, sagt Dr. Michael Überall. Er ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin und Präsident der Deutschen Schmerzliga. Wenn der Schmerz noch zu tolerieren ist und nicht zu stark beeinträchtigt, rät er jedoch, auf Schmerzmittel eher zu verzichten. Und auch dann, wenn die Beschwerden vielleicht nach einer kurzen Pause wieder abflauen oder man noch nichts anderes versucht hat, wie etwa Entspannungstechniken.

Ist ein Schmerzmittel nötig, dann sollte man sich an die empfohlene Dosierung, Häufigkeit und Dauer halten. Nur dann seien die Medikamente noch sicher. »Ansonsten können auch beträchtliche Nebenwirkungen auftreten«, warnt Überall.

Bei Schmerz lohne sich immer auch, zu hinterfragen, was genau dahintersteckt anstatt ihn wegzudrücken. »Schmerz ist ein Signal des Körpers und nicht die Ursache selbst«, betont Ursula Funke, Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer und Leiterin einer Apotheke in Wiesbaden. Sinnvoll könne eine Tablette zum Beispiel nach einer Knie-OP sein oder auch, um bei Zahnweh die Zeit bis zum Arztbesuch zu überbrücken.

Wie funktioniert eine Schmerztablette überhaupt?

Bei Schmerz werden Botenstoffe freigesetzt. Docken sie an den Nervenzellen an, wird der Schmerzimpuls an das Gehirn weitergegeben. Die Wirkstoffe einer Schmerztablette blockieren diese Andockstellen jedoch. »Das ist, als ob die Botenstoffe wie ein Auto ihren Parkplatz suchen und dieser schon besetzt ist«, erklärt Ursula Funke. Kann der Schmerzbotenstoff nicht andocken, bleibt auch der Schmerz weg. Egal, welcher. Denn die Tablette weiß natürlich nicht, ob sie nun gegen Zahnweh, Rückenschmerzen oder Kater-Kopfbrummen angehen muss.

Doch: Neben der erwünschten Wirkung gibt es immer auch nicht gewollte (Neben-)Wirkungen. So stören die Entzündungshemmer Ibuprofen und ASS zum Beispiel die Nierenfunktion und die Produktion von schützendem Magenschleim, sie erhöhen den Blutdruck und deaktivieren die Blutplättchen, zählt Überall auf. Paracetamol, das kein Entzündungshemmer ist, »macht all das nicht, hat aber ein potenziell giftiges Abbauprodukt, das in der Leber entsteht.«

Für welches Schmerzmittel entscheide ich mich am besten?

Die erste Wahl ist für beide Experten Ibuprofen. »Der Entzündungshemmer wirkt in den meisten Fällen und hat das größte Sicherheitsprofil«, sagt Schmerzmediziner Überall. Zwar wirke zwar das ebenfalls entzündungshemmende ASS schneller, weil es schon im Magen aufgenommen werde. Aber der besagte Negativeffekt auf die Blutplättchen halte bei ASS deutlich länger an als bei Ibuprofen.

Wer allerdings bei der Einnahme von Ibuprofen unerwünschte Nebenwirkungen wie Magenprobleme erlebt, der ist mit Paracetamol besser bedient. Auch bei einem zu hohen Blutdruck oder bei der Einnahme von Gerinnungshemmern ist es die bessere Wahl. Apothekerin Funke rät außerdem bei Fieber eher zu Paracetamol. Mit einem Leberschaden muss man dagegen bei Paracetamol vorsichtig sein. »Fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke« – dieser bekannte Hinweis macht bei Schmerzmitteln Sinn.

Für wen sind welche Schmerzmittel tabu?

»Schwangere sollten im ersten Schwangerschaftsdrittel am besten gar keine Schmerzmittel einnehmen«, sagt Apothekerin Funke. Auf jeden Fall gelte für das letzte Schwangerschaftsdrittel, dass hier nur Paracetamol als apothekenpflichtiges Schmerzmittel zur Verfügung steht, weil dieser Wirkstoff nicht entzündungshemmend wirkt. »Denn Entzündungshemmer können das Kreislaufsystem beim ungeborenen Kind verändern«, sagt Überall. Das kann unter anderem zu einer Frühgeburt führen oder das Kind noch in der Gebärmutter schädigen.

Für alle mit Kater-Kopfschmerz eignet sich Paracetamol dagegen nicht. »Der Alkohol beansprucht bereits die Leber und das Paracetamol kommt dann noch dazu«, erklärt Funke. Kindern unter zwölf Jahren wiederum sollte man grundsätzlich kein ASS zu schlucken geben. »Das kann eine gefährliche Erkrankung, das Reye-Syndrom, auslösen«, so die Apothekerin.

Wie wirkt die Tablette möglichst schnell?

Ibuprofen und Paracetamol müssen über den Magen hinaus transportiert werden, um zu wirken. Ist der Magen leer, landet die Tablette schneller im Darm, als wenn sie erstmal auf dem Speisebrei aufliegt. Achtung: Menschen mit empfindlichem Magen sollten laut Funke vielleicht besser etwas zur Tablette essen. »Das Wichtigste ist, ausreichend Flüssigkeit bei der Einnahme zu trinken.« Die ist idealerweise lauwarm.

Überall erklärt: »Der Magen gibt Speise erst an den Darm ab, wenn sie Körpertemperatur hat. Trinkt man kaltes Wasser, liegt die Tablette so lange darin, bis der Magen die Flüssigkeit erwärmt hat und dann erst weiterschiebt.«

Und auch die Körperlage kann beschleunigen. »Die meisten Menschen haben den Magenausgang rechts«, sagt der Mediziner. Hat man also die Möglichkeit, sich nach der Einnahme auf die rechte Seite zu legen, »drückt der Mageninhalt auf den Ausgang und das ist für den Magen ein Transport-Signal.«

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