Was Krebspatienten essen sollten |
Annette Rößler |
02.05.2023 18:00 Uhr |
Auch wenn sie konkret nicht von Mangelernährung bedroht sind, brauchen Krebspatienten von zwei Nährstoffen mehr als Menschen, die nicht an Krebs erkrankt sind: Eiweiß und Fett. »Der Proteinbedarf beträgt bei Krebspatienten 1 bis 1,5 g pro kg Körpergewicht und Tag, bei Gesunden sind es 0,8 g pro kg Körpergewicht und Tag«, informierte Wittenberg. Zudem sollten 35 statt 30 Prozent der täglichen Energieaufnahme durch Fett gedeckt werden.
Abzuraten sei von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) ohne Absprache mit dem behandelnden Onkologen, da es möglicherweise zu Wechselwirkungen mit der Radio- oder Chemotherapie kommen könne. Da NEM als Lebensmittel eingestuft werden, müssen Anbieter keine Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsnachweise erbringen, es gibt keine Höchstmengenbeschränkungen und die tatsächlichen Gehalte der angegebenen Inhaltsstoffe dürfen bis zu 50 Prozent von den deklarierten Werten abweichen. So können etwa Antioxidanzien schnell massiv überdosiert werden, was die Wirkung von Krebstherapeutika abschwächen kann.
Wittenberg empfahl daher, NEM nur bei nachgewiesenem Mangel, nur im Rahmen der Referenzwerte und nur auf Anweisung des Arztes einzunehmen. Verlässliche Angaben zu empfohlenen Verzehrmengen fänden sich auf den Websites der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der Verbraucherzentrale und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Für eine Mangelernährung bei Krebs gebe es verschiedene Definitionen, die unabhängig voneinander gelten. Sie lauten:
»Das Kriterium des Gewichtsverlusts kann auch bei übergewichtigen oder fettleibigen Patienten erfüllt sein. Auch diese Patienten können also mangelernährt sein«, betonte Wittenberg. Mangelernährte Patienten seien infektanfälliger, würden die Krebstherapie schlechter vertragen und hätten ein höheres Sterberisiko als Patienten mit gutem Ernährungszustand. Besonders negativ wirke sich eine Kachexie aus, bei der »sehr viel mehr katabole Mechanismen ablaufen als beim Hungern«, weil sich der Tumor der normalen Stoffwechselkontrolle entziehe.
Appetitanregende Medikamente wie Corticosteroide, Progestine oder auch Omega-3-Fettsäuren seien nur etwas für Patienten in fortgeschrittenen Stadien einer Mangelernährung. Zunächst sei die wichtigste Maßnahme – neben der Therapie der zugrunde liegenden Krebserkrankung, einer Supportivtherapie und körperlicher Aktivität – eine Ernährungstherapie. Auf diese ging Ingeborg Rötzer, die Leiterin der Ernährungstherapie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg, genauer ein.