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ADHS
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Was bei Erwachsenen anders ist

Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wächst sich nicht immer aus, sondern besteht häufig noch im Erwachsenenalter fort – sogar bei Senioren. Hinsichtlich des Erkrankungsbilds und der Therapie unterscheiden sich junge von älteren Patienten mit ADHS.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 13.06.2024  09:00 Uhr

Wann ist eine Psychotherapie bei ADHS sinnvoll?

Wenn die Medikation nicht ausreichend wirkt oder nicht gut vertragen wird, könne zusätzlich oder stattdessen eine Psychotherapie begonnen werden, berichtete die Medizinerin. Diese sei etwa bei milden Ausprägungen der ADHS, Kontraindikationen gegen Stimulanzien, Nebenwirkungen oder bei residualen Symptomen unter einer Pharmakotherapie angezeigt.

Studien zufolge habe eine Psychotherapie allein keine Auswirkung auf die Kernsymptomatik, könne aber mit Blick auf die emotionale Dysregulation, die Desorganisation und die Verarbeitung möglicher negativer psychosozialer Konsequenzen wie Partnerschaftskonflikte oder Arbeitslosigkeit hilfreich sein. Die beste Evidenz gebe es für die kognitive Verhaltenstherapie, die auch zum Beispiel Achtsamkeitsübungen und Methoden zum Stressmanagement und zur Alltagsstrukturierung umfasst.

Die Kombination aus Medikation und Psychotherapie sei bezüglich Alltagsfunktionalität und Patientenzufriedenheit am effektivsten. Inzwischen gebe es zunehmend Forschungsbemühungen, die Inhalte der kognitiven Verhaltenstherapie für ADHS auch in Apps zu integrieren.

Als einen weiteren Therapieansatz nannte Philipsen das Neurofeedback, das recht breit eingesetzt werde, aber kaum Evidenz zur Wirksamkeit vorweisen könne. Auch für Hirnstimulationsmethoden ließ sich bisher kein Effekt belegen, die Methoden würden aber weiter erforscht. Bisher nicht zu empfehlen sei der Einsatz von Medizinalcannabis, der von Patienten häufig nachgefragt werde. Zusätzlich zu Stimulanzien eingesetzt, befinde man sich damit »weit außerhalb jeglicher Zulassungen«.

Nachweislich wirksam ist aber ausreichend körperliche Bewegung – und zwar mit Effekten auf die Kernsymptomatik, aber auch auf Ängstlichkeit und Depressivität. Noch enthält die Leitlinie keine explizite Empfehlung für Bewegung, mit der Überarbeitung werde sich dies möglicherweise ändern, betonte Philipsen, die an der Aktualisierung mitarbeitet. »Sport ist bei ADHS-Patienten sicherlich zu empfehlen, auch mit Blick auf die Adipositas.«

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