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Breitensport

Warum Sportler Supplemente einnehmen

Schneller, höher, stärker? Nicht nur Leistungssportler greifen mitunter zur chemischen Unterstützung. Auch Breitensportler nehmen Supplemente, Analgetika und leistungssteigernde Substanzen ein – häufig ohne fachlichen Rat und mit falschen Vorstellungen zu Wirkungen und Nebenwirkungen.
Brigitte M. Gensthaler
08.07.2019  14:00 Uhr

Zu diesem Ergebnis kommt Professor Dr. Ursula Buchner von der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in München anhand einer Literaturrecherche. Sie wertete dafür 25 Artikel und Studien aus den Jahren 2014 bis 2019 aus und stellte die Ergebnisse kürzlich beim Interdisziplinären Kongress für Suchtmedizin in München vor.

Supplements seien leicht verfügbar und würden als normaler Bestandteil der gesunden Ernährung verkauft und bewertet, berichtete Buchner. Als Motiv für die Einnahme gäben Sportler an, dass sie Leistung und Ausdauer verbessern sowie Verletzungen und Erschöpfung vorbeugen wollen. Vor allem junge Männer wollten damit zunehmen und massiver erscheinen. »Männer nehmen häufiger Proteine und Shakes, Frauen häufiger Vitamine und Mineralstoffe ein«, berichtete die Diplom-Psychologin. Die meisten informierten sich im Internet oder bei Freunden, kaum einer spreche mit Fachpersonen darüber.

Als valide Informationsquelle für Nahrungsergänzungsmittel mit minimiertem Dopingrisiko empfahl Buchner die »Kölner Liste« der Deutschen Sporthochschule Köln. Zwar müssen Breiten- und Wettkampfsportler keine Sanktionen bei Einnahme von Doping-relevanten anabolen Steroiden oder Stimulanzien befürchten, dennoch wollen die meisten keine potenziell schädlichen Stoffe zu sich nehmen. Die »Kölner Liste« enthielt 2017 etwa 940 auf ausgewählte Dopingsubstanzen getestete Produkte (www.koelnerliste.com).

Schmerzen vorbeugen

Auch Analgetika nähmen Breitensportler meist ohne fachliche Rücksprache ein, informierte Buchner. Sie wollen damit Schmerzen behandeln, diesen aber auch vorbeugen (Einnahme vor dem Sport) und ihre Performance im Wettkampf verbessern. Laut Literaturrecherche greifen Frauen, vor allem Frauen die noch menstruieren, sowie Athleten, die mehr als zwölf Stunden pro Woche trainieren, häufiger zu Analgetika.

Muskel- und Kraftzuwachs, besseres ästhetisches Bild und Wettkampfteilnahme seien die häufigsten Motive für die Einnahme leistungssteigernder Substanzen. Hier bestehe ein Zusammenhang mit Versagensängsten und der Einnahme von Supplementen.

»Supplemente und Analgetika sind leicht verfügbar und Sportler haben häufig falsche Annahmen über Wirkungen und Nebenwirkungen«, resümierte Buchner. Hier bestehe hoher Bedarf an Aufklärung und Edukation.

 

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