Warnung vor Kapillarlecksyndrom nach Vaxzevria-Impfung |
Daniela Hüttemann |
23.06.2021 11:36 Uhr |
In extrem seltenen Fällen kam es zu einem Kapillarlecksyndrom im zeitlichen Zusammenhang mit der Vaxzevria-Impfung. / Foto: Imago images/ZUMA Wire
In sehr seltenen Fällen (ein Fall auf mehr als fünf Millionen verimpfte Dosen) kam es in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung mit Vaxzevria® zu einem Kapillarlecksyndrom (CLS). Einige der Betroffenen hatten bereits in ihrer Vorgeschichte dieses ohnehin äußerst seltene Syndrom einmal erlitten. Ein Fall ging tödlich aus. Daher soll ab sofort in der Anamnese nach einem vormaligen Kapillarlecksyndrom gefragt werden. Falls die Frage bejaht wird, darf diese Person nicht mit Vaxzevria geimpft werden.
Die entsprechende Kontraindikation wurde nun in die Fachinformationen aufgenommen, berichtet Hersteller Astra-Zeneca heute in seinem nun mehr dritten Rote-Hand-Brief zu Vaxzevria und folgt damit der entsprechenden Empfehlung des Pharmakovigilanzausschusses (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur EMA vom 11. Juni. Zudem wird das Kapillarlecksyndrom auch als mögliche sehr seltene Nebenwirkung neu aufgeführt.
Ein Kapillarlecksyndrom gilt generell als seltenes, aber potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild. Es wird auch Clarkson-Syndrom genannt. Bislang sind insgesamt weltweit weniger als 500 Fälle in der Literatur beschrieben; die tatsächliche Ereignisrate dürfte allerdings höher liegen. Die EMA sprach von sechs Fällen nach Vaxzevria-Impfung, von denen die Hälfte bereits ein Kapillarlecksyndrom in der Vorgeschichte hatte.
Das CLS ist eine Entzündungsreaktion, bei der es zu einer Dysfunktion des Endothels der Kapillaren kommt – die kleinen Blutgefäße werden zu durchlässig. Flüssigkeit tritt aus den Blutgefäßen in das Interstitium über. Dadurch kommt es zu starker akuter Ödembildung, vor allem in den Gliedmaßen. Gleichzeitig kommt es zu Blutdruckabfall, Eindickung des Blutes und einer Hypoalbuminämie. Die Betroffenen müssen in der Regel intensivmedizinisch versorgt werden, denn Schock und Organversagen drohen.
Geimpfte sollten bei Symptomen wie rasch fortschreitender Schwellung von Armen und Beinen, einer plötzlichen Gewichtszunahme und Schwächegefühl sofort einen Arzt rufen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.