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Migräne-Prophylaxe

Warentest kritisch gegenüber neuen Antikörpern

Migräne ist das große Gesundheitsthema der Februar-Ausgabe »Test« der Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer geben Tipps zur Vorbeugung und Behandlung von Migräneattacken. Den neuen Antikörper Erenumab bewerten sie dabei zurückhaltend positiv.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 29.01.2019  14:06 Uhr

Nach Angaben der Stiftung Warentest leiden 10 bis 15 Prozent der Menschen in Deutschland mehr oder weniger regelmäßig unter Migräne. Die Empfehlungen der Verbraucherschützer enthalten keine Überraschungen und entsprechen in etwa den aktuellen Leitlinien-Empfehlungen.

Für den Akutfall hält die Stiftung die Analgetika Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Paracetamol für geeignet sowie darüber hinaus die gesamte Arzneistoffklasse der Triptane in verschiedenen Darreichungsformen, darunter Naratriptan und Almotriptan als rezeptfrei erhältliche Alternativen. Gegen die Übelkeit empfiehlt Warentest das verschreibungspflichtige Metoclopramid (MCP). Die Arzneimittel sollten so früh wie möglich bei Beginn einer Attacke eingenommen werden, MCP am besten 15 Minuten vor dem Schmerzmittel oder Triptan. Der Artikel warnt davor, Schmerzmittel und Triptane öfter als zehn Tage im Monat einzunehmen, da die Arzneimittel selbst Kopfschmerzen auslösen können.

Vorbeugung von Attacken

Der Warentest-Artikel beschäftigt sich auch mit den Optionen zur Vorbeugung von Migräneanfällen. Als geeignet bezeichnen die Autoren die Betablocker Metoprolol und Propranolol sowie mit Einschränkung das Antikonvulsivum Topiramat und bei mehr als 15 Kopfschmerztagen im Monat auch Botulinumtoxin (Botox). Allerdings würden 70 Prozent der Patienten die vorbeugende Therapie wieder abbrechen, teils aufgrund von Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel, teils aufgrund enttäuschter Erwartungen. Denn das Ziel Anfallsfreiheit wird oft nicht erreicht. Doch bereits 50 Prozent weniger Anfälle seien als großer Erfolg zu bewerten, wird Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, zitiert.

Seit November 2018 steht zudem der monoklonale Antikörper Erenumab (Aimovig® von Novartis) zur Verfügung, Galcanezumab (Emgality® von Eli Lilly) mit ähnlichem Wirkprinzip ist bereits in der EU zugelassen, aber noch nicht auf dem Markt. Erenumab blockiert den Rezeptor des Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP), Galcanezumab bindet an CGRP selbst. Das Peptid soll eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Migräneanfällen spielen. Laut Warentest kommen die neuen Antikörper, die alle vier Wochen subkutan per Pen oder Fertigspritze selbst appliziert werden, infrage, »wenn sonst nichts wirklich hilft«. Das ist aber so nicht korrekt. Beide Präparate sind zur Erstlinien-Therapie zugelassen, wenn Patienten an mindestens vier Tagen pro Monat unter Migräneattacken leiden.

Die Wirksamkeit wurde in den Zulassungsstudien belegt. Erenumab verringerte in beiden Dosierungen (70 und 140 mg) die Zahl der Migränetage um 3,2 beziehungsweise 3,7 Tage; in der Placebogruppe fiel der Rückgang mit 1,8 Tagen signifikant geringer aus. Allerdings profitierten nur etwa 30 Prozent der Teilnehmer unter Verum deutlich von der Therapie, schränkt Warentest ein. Die Arzneimittel-Experten der Stiftung kommen zu dem Schluss, dass die neuen Antikörper damit ähnlich erfolgreich seien wie die herkömmlichen Optionen zur Prophylaxe. Laut einem aktuellen Review von Neurologen der Berliner Charité im Fachjournal »Expert Review of Neurotherapeutics« ist es jedoch etwa die Hälfte der Patienten, die mindestens 50 Prozent weniger Migränetage pro Monat erlebt. 

Warentest kritisiert zudem, dass direkte Vergleichsstudien fehlen, was das IQWiG bei seiner Nutzenbewertung, die noch aussteht, vermutlich ähnlich sehen wird. Auch sei das Sicherheitsprofil noch unvollständig. In den Studien erwies sich Erenumab als gut verträglich und punktet mit einer besseren Verträglichkeit als bisherige Prophylaktika. Wie üblich bei neuartigen Medikamenten werden seltenere Nebenwirkungen erst im Laufe der Jahre bei breiter Anwendung detektiert werden können. Zudem fehlen noch Daten zur Langzeitanwendung, was gerade für Patienten mit Gefäßerkrankungen wichtig sein dürfte, da CGRP auch eine protektive Funktion im kardiovaskulären System ausübt. In den Zulassungsstudien wendeten die Probanden Erenumab 12 oder 24 Wochen an. 

Abseits von Medikamenten können moderater Ausdauersport, Entspannungsübungen wie Yoga und Meditation sowie ein regelmäßiger Tagesablauf Migräneattacken in einem gewissen Maß vorbeugen. Zudem sollten die Patienten ihre individuellen Triggerfaktoren wie Alkohol oder, soweit möglich, bestimmte Medikamente meiden.

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