Wann werde ich gegen Covid-19 geimpft? |
Vor allem jüngere Erwachsene ohne Vorerkrankungen müssen noch lange auf eine Covid-19-Impfung warten. Wann damit gerechnet werden kann, prognostiziert nun ein Online-Tool. / Foto: Adobe Stock/supAVADEE
Seit einigen Wochen wird bereits gegen Covid-19 geimpft, übermorgen erhalten die ersten Personen die zweite Impfdosis des Biontech/Pfizer-Impfstoffs. Seit dieser Woche wird zudem auch mit dem Moderna-Impfstoff geimpft. Klar ist, zuerst werden Pflegeheimbewohner und medizinisches Personal geimpft. Trotzdem fragen sich gerade viele, wann bin ich eigentlich an der Reihe?
Das polnische Start-up Omni Calculator hat einen Corona-Impfterminrechner erstellt. Dieses Tool ist online frei zugänglich und soll allen Interessierten dazu dienen, herauszufinden, wann der persönliche Impftag ansteht. »Wir wollen, dass Informationen wie diese für alle zugänglich und intuitiv verständlich gemacht werden können«, erklärt Bogna Szyk, die zusammen mit ihrem Kollegen Philip Maus, den Rechner erstellt hat. Die studierte Bauingenieurin arbeitet bei dem jungen Unternehmen Omni Calculator, das viele Rechner im Gesundheitsbereich, aber auch in anderen Bereichen wie Wirtschaft, Finanzen oder Sport erstellt. Am Impftermin-Rechner arbeiten die beiden seit Dezember 2020. Die Idee den Impftermin online errechnen zu können, entstand erst für den britischen Kontext, dort wird bereits seit Anfang Dezember gegen das Coronavirus geimpft. »Da dachten wir uns, dass das auch die Deutschen interessieren könnte«, erklärte Szyk gegenüber der PZ. Momentan werden weitere Anwendungen beispielsweise für Irland oder Kanada erstellt.
In dem Tool selbst müssen Fragen beispielsweise nach dem Alter, den Vorerkrankungen oder die berufliche Situation beantwortet werden. Der Rechner liefert dann eine Zeitspanne, in der der eigene Impftermin anstehen soll. Allerdings reicht diese Zeitspanne von einigen Wochen bis hin zu zehn Monaten. Trotzdem sei das Tool nützlich, betont Szyk. »Es liefert eine realistische Einschätzung, wann man tatsächlich geimpft werden könnte.« Zu hohe Erwartungen, dass die Impfung bereits in wenigen Wochen anstehen könnte, sollen so vermieden werden.
Wie funktioniert der Rechner jedoch genau? Die beiden Entwickler nahmen sich die Coronavirus-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) vor und berechneten das Grundgerüst aus den angegebenen Priorisierungsgruppen sowie mithilfe von Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI), wie viele Personen in welche Gruppe fallen. Zudem werden Daten zur Impfbereitschaft und zur Impfrate eingespeist. Aktuell rechnet Omni Calculator mit einer Impfbereitschaft von 54 Prozent. Diese Zahl stammt aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap. Die Umfrage fand vom 4. bis zum 6. Januar 2021 statt.
Bezüglich der Impfrate stehen den Nutzern mehrere Optionen zur Verfügung. Die offizielle Annahme der Bundesregierung, wöchentlich 670.000 Impfungen durchzuführen, kann angegeben werden. Oder die tatsächliche Impfrate von aktuell rund 413.000 Impfungen pro Woche kann ebenfalls ausgewählt werden, erklärt die Entwicklerin. Auch eine benutzerdefinierte Impfrate kann gewählt werden. Daten, welche Impfzentren bereits geöffnet sind und wie viel dort verimpft wird, berücksichtigt der Rechner nicht. Allerdings füttern Syzk und ihre Kollegen das Tool täglich mit der aktuellen Zahl, die das RKI herausgibt, wie viele Personen bereits eine Covid-19 Impfung erhalten haben.
»Wir wollen Wissenschaft und Informationen intuitiv für alle zugänglich machen«, erklärt die Entwicklerin Bogna Szyk. / Foto: Omni Calculator
Szyk betont, dass es wichtig zu beachten sei, dass dieses Tool lediglich eine Prognose mit sehr variablen Parametern darstellt. So geht sie einerseits davon aus, dass die Impfrate künftig steigen wird, vor allem, wenn die versprochenen Biontech/Pfizer und Moderna-Dosen ankommen oder weitere Impfstoffe zugelassen werden. Demnach könnte der Termin schneller erfolgen. Allerdings werde auch die Impfbereitschaft steigen, so Syzk und damit müssten gleichzeitig mehr Menschen geimpft werden. Der errechnete Impftermin würde sich also wieder nach hinten verschieben.
Für Personen, die beispielsweise keiner Priorisierungsgruppe angehören, errechnet das Tool mit der aktuell durchgeführten Impfrate einen Impftermin im Zeitraum von Dezember 2021 bis Oktober 2022. Dies widerspricht jedoch der Angabe von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der bis zuletzt erklärt hatte, bis Sommer dieses Jahres jedem ein Impfangebot machen zu können. Syzk rechnet vor: »Bei der aktuellen Impfrate von 413.139 Impfungen pro Woche (Stand 15. Januar), können bis Ende März 5,2 Millionen und bis Ende Juni fast 11 Millionen Deutsche geimpft werden.« Demnach könnte es noch einige Zeit dauern, bis alle, die geimpft werden möchten, auch eine Impfung erhalten. Maßgeblich wird sein, wie viele Impfdosen künftig produziert werden können und welche weiteren Impfstoffe die Zulassung in der EU in naher Zukunft erhalten.
Das Start-up Omni Calculator wurde 2015 gegründet. Das Unternehmen mit Sitz in Krakau finanziert sich momentan allein durch Online-Werbeanzeigen. Das internationale Team setzt sich aus 36 Mitarbeitern beispielsweise aus Indien, Philippinen, Spanien oder Ungarn zusammen. Omni Calculator hat sich auf die Fahnen geschrieben, ohne eine Paywall »Wissenschaft für alle zugänglich machen zu können«, so Szyk.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.