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Kinder

Wann sind Wachstumsstörungen behandlungsbedürftig?

Was ist überhaupt eine normale Körpergröße?

Per Definition sind jeweils 3 Prozent aller Kinder klein- oder hochwüchsig, nämlich jeweils die untersten und obersten 3 Prozent auf den sogenannten Perzentilen-Tabellen. Dabei ist zu beachten, dass die Schnelligkeit des Wachstums auch von den verschiedenen Phasen bis ins Erwachsenenalter abhängt. Das schnellste Wachstum erfolge im Bauch der Mutter. Innerhalb von neun Monaten entwickelt sich die befruchtete Eizelle zu einem vollständigen kleinen Menschen von 46 bis 55 cm (3. bis 97. Perzentile) beim Mädchen und 47 bis 55,5 cm (3. bis 97. Perzentile) bei Jungen. »Nie wieder wächst ein Mensch so rasch wie in dieser Zeit«, erläuterte Kinderendokrinologe Wölfe. Schon hier ließen sich bei den Ultraschalluntersuchungen eventuelle Wachstumsstörungen feststellen.

Im ersten Lebensjahr wachsen Mädchen im Durchschnitt 24,5 cm und Jungen 25,5 cm. Dann nimmt die Wachstumsgeschwindigkeit allmählich ab – bis zum letzten Wachstumsschub in der Pubertät. Unter dem Einfluss der Sexualhormone komme es zu einem vermehrten Längenwachstum. Als Faustregel gelte, dass

Mädchen nach der ersten Monatsblutung noch etwa 4 bis 5 cm wachsen. »Für Jungen gibt es leider keinen entsprechenden Anhaltswert«, so Wölfle.

Eine Abweichung von der Norm bedeute nicht automatisch, dass das Kind krank ist, betonte der Experte. Oft handle es sich lediglich um Normvarianten von Größenwachstum, etwa als Folge von familiärer Veranlagung. Bei der Diagnose sollte man die Größe der anderen Familienmitglieder immer mitbeachten. Viele Kinder seien auch Früh- oder Spätentwickler. »Hier ist meist keine Therapie nötig, da die endgültige Körpergröße am Ende aufs selbe hinausläuft«, so Wölfle.

Viele Jahre sei vor allem vermeintlich großwüchsigen Mädchen großzügig eine Therapie mit Wachstumshormonen angeboten worden. Mittlerweile sei die gesellschaftliche Akzeptanz großer Frauen jedoch höher, sodass Hormone zurückhaltender eingesetzt werden, auch im Hinblick auf eine mögliche spätere Beeinträchtigung der Fertilität als Nebenwirkung. Wölfle plädierte hier eher für eine psychologische Betreuung oder gegebenenfalls chirurgische Eingriffe.

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