Pharmazeutische Zeitung online
Polyvalente Immunglobuline

Von Substitution bis Immunmodulation

Polyvalente Immunglobuline gehören zu den wenigen Fertigarzneimitteln, deren Wirkstoffe humanen Ursprungs sind. Herstellung und Dokumentation erfolgen strikt geregelt. Die Immunglobulin-Substitution bei Antikörpermangel ist gut etabliert; die Anwendung zur Immunmodulation bei Autoimmunerkrankungen nimmt immer mehr zu.
Eva Gottfried
03.11.2024  08:00 Uhr

Intravenös oder subkutan

Die Substitutionstherapie wurde in den 1950er-Jahren von Ogden Carr Bruton für Patienten mit einer Form von X-chromosomal vererbter Agammaglobulinämie (Bruton-Syndrom, Morbus Bruton) entwickelt.

Anfangs wurden die Arzneimittel subkutan verabreicht (1). Dies wurde vorübergehend von der intramuskulären Applikation abgelöst, die aufgrund ihrer Schmerzhaftigkeit und ihres ungenügenden Wirkspiegels in den 1980er-Jahren wiederum durch die ivIG ersetzt wurde. Dabei steigt der Ig-Spiegel kurz nach Applikation deutlich an und fällt anschließend über drei bis vier Wochen wieder ab, sodass die Auffrischung in Klinik oder Praxis im Drei- bis Vier-Wochen-Rhythmus erfolgen muss. Wichtig ist, dass der Talspiegel nicht unter 4,5 g/L fällt (1, 4, 6).

Seit 2003 sind auch Präparate zur subkutanen Applikation (scIG) mittels Infusionspumpe als Heimtherapie bei bestimmten Indikationen zugelassen (1, 6). Nach umfassender Einweisung injiziert sich der Patient die Medikation einmal wöchentlich. Die Nadel-Katheter-Systeme sind individuell anpassbar. Bei guter Therapietreue wird ein gleichbleibender Spiegel auf niedrigem Niveau (etwa 7 g/L) mit nur geringer Fluktuation erreicht (1, 4).

Vorteile der subkutanen Therapie wie mehr Freiheiten für die Patienten und weniger systemische Nebenwirkungen müssen sorgfältig mit deren Fähigkeit zur Eigenverantwortung und Compliance sowie Überwindung beim Spritzen abgewogen werden (1, 6). Laut S3-Leitlinie zur Therapie primärer Antikörpermangelerkrankungen (gültig bis Oktober 2023, in Überarbeitung) werden die verschiedenen polyvalenten Ig-Präparate unterschiedlicher Hersteller als weitgehend gleichwertig in der Wirksamkeit angesehen (6).

Maßnahmen bei Herstellung senken Nebenwirkungen

Immunglobulin-Präparate zeigen inzwischen ein sehr gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil, unabhängig von der Applikationsart (1). Es wird unter anderem beeinflusst von Salzgehalt, IgA-Anteil, Hilfsstoffen und Fließeigenschaften; darüber hinaus spielen Patientenfaktoren wie Begleiterkrankungen und weitere Medikation eine wichtige Rolle (1).

So kommt es bei ivIG nur noch selten zu leichten systemischen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Fieber, Bauch- und Rückenschmerzen oder Hitzegefühl. Bei subkutaner Gabe treten diese noch seltener auf, weil die Immunglobuline nicht direkt in die Blutbahn gespritzt werden und der Spiegel bei guter Compliance stabiler ist. Dafür kommt es bei subkutaner Applikation häufiger zur Lokalreaktionen mit Rötung, Schwellung oder Juckreiz an der Einstichstelle (1).

Auch allergische Reaktionen und andere schwere Nebenwirkungen wie Quaddeln und Juckreiz, Schwindel, Herzklopfen, Kaltschweißigkeit, Schüttelfrost, Husten, Atemnot und Blutdruckabfall treten bei ivIG nur noch selten auf, bei scIG sogar sehr selten. Allerdings kommt es je nach Studie bei 1 bis 19 Prozent der Patienten zur Hämolyse, was insbesondere mit dem Auftreten von Isoagglutininen (Isohämagglutinine) im Zusammenhang steht. Dann muss die Infusion sofort abgebrochen und der Patient mit Corticosteroiden behandelt werden (1, 6).

Isoagglutinine sind gegen Blutgruppenantigene gerichtete Antikörper (anti-A-/anti-B-IgG-Antikörper), die im Plasma der meisten Spender natürlich vorkommen. Nur Spender der Blutgruppe AB (5 Prozent) sind frei davon (7). Zur Verbesserung der Sicherheit werden Isoagglutinine heutzutage schon bei der Produktion von polyvalenten IG um bis zu 90 Prozent reduziert (7).

In den Anfängen der Immunglobulin-Therapie bestand auch ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Ereignisse (TEE) mit Blutgerinnseln in Gliedmaßen, Lunge und Gehirn. Deren Ursache lag im Gerinnungsfaktor XI, der zur Agglutination beiträgt. Seitdem die Hersteller eine reduzierte Gerinnungsaktivität ihrer Produkte nachweisen müssen, treten nur noch sehr selten TEE auf (2).

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa