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US-Studie mit Kindern

Videospieler haben bessere Gehirnleistung

In einer Untersuchung in den USA erzielten Kinder, die mehr als drei Stunden täglich Videospiele spielten, bessere Ergebnisse bei Kognitionstests als Nichtspieler. Das galt für das Arbeitsgedächtnis und die Impulskontrolle.
Christina Hohmann-Jeddi
31.10.2022  16:35 Uhr

Ob am Computer, an der Konsole oder dem Handy – mit Videospielen verbringen viele Kinder und Jugendliche viel Zeit. Obwohl diese Aktivität häufig kritisiert wird und es auch einige Studien zu negativen Effekten auf das Verhalten gibt, ist über die neurobiologischen Auswirkungen der Spiele auf Gehirne von Heranwachsenden bisher wenig bekannt. Um diese Lücke zu schließen, analysierten Forschende um Professor Dr. Bader Chaarani von der University of Vermont in Burlington Daten von 2217 Kindern, die an der Adolescent Brain Cognitive Development (ABCD) Study teilnahmen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal »JAMA Network Open« veröffentlicht.

Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren wurden in die Studie eingeschlossen und aufgrund ihres Spielverhaltens in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe gab an, mehr als drei Stunden täglich Videospiele zu spielen, die andere spielte gar nicht. In beiden Gruppen untersuchten die Forschenden die Leistung der Probanden in zwei Kognitionstests, einem zur Impulskontrolle und einem zur kurzfristigen Informationsspeicherung, und zeichneten zusätzlich noch die Gehirnaktivität beim Verrichten der Aufgaben mittels funktioneller Magnetresonanztomografie auf. Die Vielspieler waren in beiden Tests korrekter und schneller als die Nichtspieler und wiesen zudem eine höhere Gehirnaktivität in Regionen auf, die mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis assoziiert waren, berichten die Forschenden.

Zudem bewertete das Team um Chaarani die psychische Gesundheit der Teilnehmenden mittels eines Fragebogens, der »Child Behavior Checklist«, den die Eltern zum Verhalten ihrer Kinder ausfüllten. Wie das Team berichtet, konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Viel- und Nichtspielern gefunden werden, obwohl die Vielspieler tendenziell schlechtere Ergebnisse erzielten.

Die Forschenden betonen in der Publikation, dass eine Beobachtungsstudie wie diese keine Kausalzusammenhänge nachweisen kann. Denn zum einen könnten Videospiele die kognitiven Fähigkeiten von Kindern wie Aufmerksamkeit und visuell-räumliche Informationsverarbeitung trainieren, zum anderen könnten aber auch Kinder mit speziellen Fähigkeiten vermehrt Videospiele spielen, weil sie darin gut sind. Dennoch legten die Ergebnisse die »verblüffende Möglichkeit« nahe, dass Videospiele kognitives Training mit messbaren neurokognitiven Effekten darstellten, schreiben die Wissenschaftler.

Es sei wichtig, jetzt auch länger anhaltende Effekte zu untersuchen. Das Design der ABCD-Studie mit anhaltender Nachbeobachtung der Teilnehmer mache dies möglich. Die Studie mit insgesamt etwa 12.000 Kindern und Jugendlichen wird vom US-amerikanischen National Institute on Drug Abuse (NIDA) unterstützt.

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