Versender verlieren OTC-Umsatzanteile an Offizinen |
Jennifer Evans |
17.05.2022 13:45 Uhr |
Laut ABDA konnten im gesamten OTC-Arzneimittelmarkt lediglich die Apotheken 2021 ihren Umsatz gegenüber 2020 steigern. Der Versandhandel, Drogeriemärkte und Lebensmitteleinzelhandel mussten dagegen Umsatz- und Absatzrückgänge hinnehmen. / Foto: Imago/Uwe Steinert
Im Jahr 2021 ist die Anzahl der Vor-Ort-Apotheken erneut gesunken – auf aktuell 18.461. Laut ABDA entspricht das knapp 300 Offizinen weniger als noch im Vorjahr. Gleichzeitig gibt es nun 59 Apotheken mehr, die eine Versandhandelserlaubnis besitzen. Insgesamt liegt deren Zahl hierzulande nun bei 3095.
Zwar flachte 2021 das prozentuale Wachstum der OTC-Arzneimittel und Nichtarzneimittel im Versandhandel im Vergleich zum Vorjahr ab. Doch ist der Umsatz im Online-Arzneimittel-Geschäft 2021 insgesamt um 97 Millionen Euro gestiegen. Im selben Zeitraum lag das Plus beim Absatz bei 6 Millionen Packungen. Das geht aus der OTC-Konkurrenzanalyse 2021 der ABDA hervor.
Auch die mehr als 5000 Drogeriemärkte in Deutschland haben demnach 2021 im Bereich der Nichtarzneimittel zugelegt und ihren Umsatz mit einem Plus von 55 Millionen Euro (plus 7,9 Prozent) und ihren Absatz um 11 Millionen Packungen (plus 4,2 Prozent) ausgebaut. Rückläufig war hingegen ihr Geschäft im OTC-Bereich. Dort verloren sie beim Umsatz 9 Millionen Euro und verkauften insgesamt 2 Millionen Packungen weniger.
Ähnliches lässt sich laut ABDA-Analyse im Lebensmittelhandel beobachten. Im Jahr 2021 ist dort der Umsatz mit Nichtarzneimitteln um 43 Millionen Euro (plus 10,6 Prozent) gestiegen, zeitgleich wuchs der Absatz um 7 Millionen Packungen (plus 4,4 Prozent). Allerdings gab es – wie auch bei den Drogeriemärkten – in den insgesamt 37.375 Lebensmittelgeschäften in Deutschland Verluste bei den OTC-Präparaten. Und zwar liegt das Minus beim Umsatz bei 12,5 Prozent und beim Absatz bei 9,6 Prozent.
Nach Angaben der ABDA fällt der OTC-Anteil in Drogerie- und Lebensmittelmärkten generell geringer aus, da dort lediglich frei verkäufliche OTC-Arzneimittel vertrieben werden dürfen. Unabhängig davon lasse sich aber beobachten, dass 2021 der Anteil der OTC-Präparate in Drogeriemärkten und im Lebensmitteleinzelhandel leicht rückläufig gegenüber 2020 sei, heißt es.
Zum Vergleich: Die Offizinen machten 2021 mit insgesamt 364 Millionen Euro etwas mehr Umsatz als im Vorjahr. Ebenfalls entwickelte sich zuletzt der Absatz in den Vor-Ort-Apotheken mit zusätzlichen 6 Millionen Packungen positiv.
Beigetragen zum Umsatzplus im OTC-Markt der Vor-Ort-Apotheken haben demnach vor allem Präparate des respiratorischen und des alimentären Systems sowie des Stoffwechsels. Weniger Absatz verzeichneten Diagnostika und Mittel aus dem Bereich der Parasitologie. Bei den Nichtarzneimitteln trugen zum Umsatzwachstum insbesondere Präparate für das alimentäre System, den Stoffwechsel sowie Dermatologika bei, wohingegen der Absatz in diesen Bereichen leicht rückläufig war.
Der Versandhandel musste 2021 beim Umsatz und Absatz von OTC-Präparaten und Nichtarzneimitteln einen deutlich geringeren Anstieg hinnehmen als noch im Vorjahr. Lag das Umsatzplus zwischen 2019 und 2020 noch bei 14,6 Prozent, waren es zwischen 2020 und 2021 lediglich noch 3,8 Prozent. Im selben Zeitraum fiel das Plus beim Absatz von 12,3 Prozent auf 2,9 Prozent.
Insgesamt zeigen die ABDA-Auswertungen, dass die Absatzzahlen im gesamten OTC-und Nichtarzneimittelmarkt im Jahr 2021 mit rund 1,63 Millionen Packungen weitestgehend das Niveau von vor Beginn der Coronavirus-Pandemie erreicht haben. Anders als in den vorangegangenen Jahren habe sich auch der Umsatz wieder positiv entwickelt und sei sogar insgesamt höher als vor der Covid-19-Krise, heißt es.
In diesem Zusammenhang weist die Bundesvereinigung in ihrer Analyse darauf hin, dass 2021 der durchschnittliche Packungspreis im OTC-Markt der Apotheken angestiegen ist. Und zwar von 9,76 Euro auf 10,02 Euro, während er im Versandhandel, in den Drogerien sowie im Lebensmittelhandel leicht rückläufig gewesen ist. Bei den Nichtarzneimitteln ist der durchschnittliche Preis pro Schachtel im vergangenen Jahr dagegen in allen Vertriebskanälen angestiegen.
Die ABDA kommt in der Gesamtschau der Analyse zu dem Schluss, dass sich die Umsatzanteile im OTC-Markt im vergangenen Jahr zugunsten der Offizinen verschoben haben, während sowohl der Versandhandel als auch die Drogeriemärkte jeweils 0,2 Prozentpunkte an die Vor-Ort-Apotheken verloren haben.
Zur Einordung: Der Marktanteil der stationären Apotheken hierzulande betrug 2021 mit Blick auf den Umsatz 78,1 Prozent. Die entsprechenden Marktanteile von 75,2 Prozent hinsichtlich des Absatzes sind laut der Analyseergebnisse aber nahezu identisch zum Vorjahr geblieben. Zeitgleich haben jedoch die Drogeriemärkte und der Lebensmittelhandel 0,4 Prozentpunkte an den Versandhandel verloren.
Die ABDA berücksichtigte in ihrer Untersuchung nach eigenen Angaben alle drei Rezeptformen, also Kassenrezept, Privatrezept und Selbstmedikation. Tierarzneimittel sowie der Veterinärbedarf waren indessen nicht Teil der Auswertung. Was mögliche Abweichungen zu den Vorjahresberichten betrifft, macht die Bundesvereinigung auf Neuaufnahmen von Präparaten und Präparate-Gruppen sowie auf die »kontinuierliche Umstrukturierung der Insight Health Datenbank« aufmerksam.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.