Vergiftete Glucose: Staatsanwalt wirft Apothekerin versuchten Mord vor |
Der vergiftete Test stammte aus der Kölner Heilig-Geist-Apotheke. Die zuständige Apothekerin wird sich nun vor Gericht dafür verantworten müssen. / Foto: dpa/Marcel Kusch
Im September 2019 hatte der Tod einer schwangeren Frau und ihres per Notkaiserschnitt geborenen Babys für Schlagzeilen gesorgt. Die 28-Jährige hatte einen Routinetest auf Diabetes in der Schwangerschaft gemacht und dafür eine Glucose-Mischung aus der Heilig-Geist-Apotheke im Kölner Stadtteil Longerich zu sich genommen. Kurz darauf starben die Mutter und ihr Kind an Organversagen. Wie sich später herausstelle, war die Glucose verunreinigt gewesen.
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die verantwortliche Apothekerin erhoben und wirft der 50-Jährigen versuchten Mord durch Unterlassen vor, wie das Landgericht Köln am Dienstag mitteilte. Sie soll pflichtwidrig eine Mitteilung an das behandelnde Krankenhaus unterlassen haben, dass eine Lidocain-Vergiftung als Ursache für den schlechten Gesundheitszustand in Betracht komme. Außerdem habe die Staatsanwaltschaft Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben. Dabei gehe es um die Verunreinigung der Glucose. Ob diese Anklageschrift zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet wird, entscheidet das Gericht. Die Prüfung dürfte einige Wochen in Anspruch nehmen.
In der Glucose-Mischung einer weiteren Frau waren ebenfalls Spuren der toxischen Substanz festgestellt worden. Offenbar hatte es sich dabei nach Angaben der Staatsanwaltschaft jedoch um eine sehr geringe Menge gehandelt, sodass die Einnahme vermutlich keine schwerwiegenden Schäden nach sich gezogen hätte. Die betroffene Patientin hatte sich nach einem Aufruf der Behörden gemeldet und das Tütchen mit der Mischung abgegeben.
Auch politisch hatte der Fall zuletzt hohe Wellen geschlagen. So hatte sich der Düsseldorfer Landtag im vergangenen Oktober mit dem Vorgehen der Behörden beschäftigt. Die zuständigen Stellen hatten erst einige Tage nach den Todesfällen die Öffentlichkeit informiert und die betroffene Apotheke sowie zwei weitere Offizinen aus dem gleichen Verbund vorübergehend geschlossen.