Verdopplung der Candida-auris-Infektionen in den USA |
Laura Rudolph |
27.03.2023 07:00 Uhr |
Candida auris wurde erstmals in Japan entdeckt. Der Hefepilz kann bei stark geschwächten Personen eine Candidiasis verursachen, bei der Blut, zentrales Nervensystem und innere Organe befallen werden. / Foto: Adobe Stock/Dr_Microbe
Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine systemische Candida-auris-Infektion lebensbedrohlich sein. Die Weltgesundheitsorganisation hatte den Erreger zuletzt zusammen mit drei weiteren Arten auf eine Liste von Pilzen aufgenommen, die hinsichtlich Pathogenität, Antimykotika-Resistenzen und ungedecktem Forschungsbedarf besonders kritisch betrachtet werden sollten.
Candida-auris-Fälle in den USA wurden erstmals 2016 gemeldet. Die Fallzahlen hätten seitdem kontinuierlich zugenommen, berichtet die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) nun in einer Mitteilung. Die bisher höchste Zunahme der nachgewiesenen Infektionen habe sich von 2020 auf 2021 ereignet, heißt es weiter; es sei nahezu zu einer Verdopplung von 756 auf 1471 Fälle gekommen. Zum Vergleich: Für das Jahr 2018 seien nur 330 Fälle registriert worden. Zahlen für das vergangene Jahr enthält der Bericht keine; auf einer interaktiven Karte auf der CDC-Website lassen sich jedoch für 2022 mehr als 2400 bestätigte Fälle ablesen.
»Der rasche Anstieg und die geografische Ausbreitung der Fälle sind besorgniserregend und unterstreichen die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung, erweiterter Laborkapazitäten, schnellerer Diagnosetests und der Einhaltung bewährter Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle«, resümiert die CDC-Epidemiologin Dr. Meghan Lyman. Die Resistenzen gegen die antimykotische Klasse der Echinocandine nähme bei Candida auris rasant zu, warnt die Behörde weiter. Doch wie ist die Gefährdungslage hierzulande?
In Deutschland sind Candida-auris-Infektionen bislang noch sehr selten. In den letzten Jahren ist jedoch ein großer prozentualer Zuwachs zu verzeichnen: Während 2015 nur zwei Isolate des Hefepilzes in Deutschland nachgewiesen wurden, waren es bis 2022 bereits 41 nachgewiesene Candida-auris-Infektionen – mehr als die Hälfte davon ereignete sich in den vergangenen beiden Jahren (zehn Fälle 2021, zwölf Fälle 2022). Diese aktuellen Zahlen nannte Dr. Alexander-Maximilian Aldejohann vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Würzburg im Gespräch mit der PZ.
»Wir können weiter davon ausgehen, dass die Candida-auris-Fälle auf niedrigem Niveau weiter steigen werden«, so der Experte. Er betont, dass es vermutlich eine hohe Dunkelziffer gebe, da ein Candida-auris-Nachweis bislang nicht meldepflichtig sei. Aldejohann berichtet zudem, dass es im vergangenen Jahr in Deutschland erstmals zu Übertragungen von Mensch zu Mensch gekommen sei. »Zuvor waren die Fälle in Deutschland auf eine Reiseanamnese zurückzuführen. Das heißt, die Infizierten hatten den Pilz aus Risikogebieten importiert«, führt der Experte weiter aus.
Auf lange Sicht werde sich der Hefepilz auch hierzulande ausbreiten, so Aldejohann. »Diesen Prozess können wir nicht verhindern – aber verlangsamen.« Zusammen mit weiteren Expertinnen und Experten des Nationalen Referenzzentrums für invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance nosokomialer Infektionen hat Aldejohann einen Leitfaden zur Prävention, Bewältigung und Eindämmung von Candida-auris-Infektionen in Kliniken erarbeitet. Dieser ist im Fachjournal »Mycoses« publiziert (DOI: 10.1111/myc.13445).