Verband weist »Generalverdacht« bei Masken-Abgabe zurück |
| Cornelia Dölger |
| 28.09.2022 16:00 Uhr |
Nach fehlenden Kontrollinstanzen und entsprechenden politischen Versäumnissen, die auch Spahns Nachfolger Professor Karl Lauterbach (SPD) nicht auszugleichen vermöge – de facto kontrolliere ja in der neuen Legislatur auch niemand – kommen die Journalisten auf die Kriminologie zu sprechen. Von ihnen befragt, schätzt der Münchner Kriminologe Ralf Kölbel, der sich insbesondere mit Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen beschäftigt, den laxen Umgang mit den Steuermilliarden und den Vertrauensvorschuss seitens der Politik in Sachen Masken-Vergabe als »befremdlich« ein.
Ähnlich sahen dies demnach die Teilnehmer einer Tagung namens »Tatort Gesundheit«, zu der sich vorige Woche mehr als 100 Kriminalbeamte, Gesundheitsexperten und Politiker in Berlin zusammenfanden. Dort ging es laut den Berichten darum aufzuzeigen, wie man gegen Betrügereien im Gesundheitswesen vorgehen kann. Die Maskenverteilaktion der Apotheken sei auch hier ein Thema gewesen.
In einem solchen Kontext genannt zu werden, stelle die Apotheken »unter Generalverdacht«, kommentiert der Chef des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), Thomas Preis, die Recherchen. Zwar hätten die Apotheker »keine Erkenntnisse darüber, ob und bei wieviel Apotheken kontrolliert wurde«, so Preis zur PZ. Aber die Verfasser der Artikel besäßen ihrerseits wohl auch keine, denn sie schrieben ja lediglich, dass »offenbar« bis heute nicht gezielt kontrolliert wurde. »Mit dieser bloßen Annahme« alle Apothekerinnen und Apotheker des Abrechnungsbetrugs zu verdächtigen, sei »so nicht akzeptabel«, kritisierte der AVNR-Chef.
Tatsache sei hingegen, dass die Apothekerschaft die Maskenabgabe im Winter 2020/2021 »in allerkürzester Zeit vorfinanziert und in einem einzigartigen historischen logistischen Kraftakt flächendeckend umgesetzt« habe. Ihre wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Pandemie habe der Bundesgesundheitsminister auch beim Apothekertag Mitte September in München noch einmal betont. »Insbesondere die kurzfristige millionenfache Maskenabgabe dürfte dazu beigetragen haben, das Infektionsgeschehen zum damaligen Zeitpunkt nachhaltig einzudämmen und insbesondere die vulnerablen Zielgruppen zu schützen«, so Preis.
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