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Apotheke in Krisenzeiten

»Verantwortung ist nicht teilbar«

Die Coronapandemie hat gezeigt, wie schnell eine Ausnahmesituation eintreten kann, die das Arbeiten in der Apotheke komplett umkrempelt. Wie die Apotheke krisenfest gemacht werden kann und welche Rolle dabei die Leitung hat, berichtete Dr. Christian Ude.
Annette Rößler
28.02.2022  12:00 Uhr

Der Inhaber der Stern-Apotheke in Darmstadt gab bei der Hermann-Hager-Tagung der Landesapothekerkammer Brandenburg seine Erfahrungen aus der Pandemie wieder. Innerhalb sehr kurzer Zeit war in der ersten Welle das öffentliche Leben komplett heruntergefahren worden. Apotheken blieben zwar, weil sie zur kritischen Infrastruktur zählen, die ganze Zeit geöffnet. Doch auch in den Offizinen gab es sehr einschneidende Umstellungen. So wurden etwa zur Vermeidung von Infektionen Plexiglasscheiben installiert und die Zahl der Kunden in der Offizin begrenzt; Mitarbeiter trugen Mundschutz und arbeiteten im Wechselmodell.

»Um solche Maßnahmen schnell umsetzen zu können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein«, sagte Ude. Zum einen brauche es einen guten Teamgeist innerhalb des Apothekenteams, den der Leiter gezielt fördern solle. Zum anderen müsse der Leiter der Apotheke Entscheidungen treffen und dafür dann auch die Verantwortung übernehmen. Das werde von den Mitarbeitern als Sicherheit empfunden. Wichtig sei, transparent zu machen, wie man als Verantwortlicher zu seiner Entscheidung gekommen sei, und für die Konsequenzen dann auch geradezustehen, selbst wenn es sich im Nachhinein herausstellt, dass es vielleicht nicht die beste Entscheidung war. »Verantwortung ist nicht teilbar«, verdeutlichte Ude.

Die Struktur der Arbeitsabläufe in der Apotheke müsse zudem eindeutig geregelt und allen Mitarbeitern klar sein. Das sei auch – ganz unabhängig von der Pandemie – eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Apotheke jederzeit revisionsfähig sei. Unabdingbar hierfür seien neben einer guten Kommunikation eine adäquate technische Ausrüstung und genügend Personalkapazitäten.

Letzteres ist jedoch leichter gesagt als umgesetzt, denn qualifiziertes Personal ist bekanntlich sehr rar. »Das ist ein Problem«, räumte Ude ein. »Personal ist bereits in guten Zeiten quasi nicht zu bekommen – und in schlechten Zeiten noch weniger.« Dafür, wie Apothekenleiter dem Abhilfe schaffen können, hatte er kein Patentrezept, allerdings den Rat, den Arbeitsplatz so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu gehörten möglichst flexible Arbeitszeiten für die Mitarbeiter sowie ein nettes Team und ein verantwortungsbewusster Führungsstil der Leitung.

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