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Apothekenmarkt-Studie 2020

Veränderungstreiber E-Rezept 

Der deutsche Apothekenmarkt steht mit der Einführung des E-Rezepts vor großen Veränderungen. Diese Entwicklung wird die Relevanz von digitalen Plattformen stärken, wie die Sempora Apothekenmarktstudie 2020 belegt.
Julia Endris
23.07.2020  13:48 Uhr

Durch das E-Rezept wird die Digitalisierung in der Pharmawelt einen immensen Schub bekommen und die Plattform-Ökonomie begünstigt, prophezeit Ulrich Zander von der Unternehmensberatung Sempora: »Wem es hier schneller und besser als dem Wettbewerb gelingt, eine starke Marke zu etablieren, wird massiv profitieren.« Ebenso wird Amazon laut Sempora Apothekenmarkt-Studie ein wichtigerer Player werden und damit für stationäre wie auch für Versandapotheken gefährlich.

Für ihre Analyse hat die Unternehmensberatung insgesamt 40 Entscheider herstellender Pharmaunternehmen, 135 Apotheker sowie 1164 Konsumenten zum E-Rezept und zu Online-Bestellplattformen befragt. Die Einschätzungen der Marktteilnehmer wurden von Februar bis März 2020 eingeholt, also noch bevor die Coronavirus-Pandemie in Deutschland voll durchgeschlagen hat. 

E-Rezept treibt Wachstum für den Versandhandel

Den Ergebnissen zufolge sind 82 Prozent der befragten Apotheker der Meinung, dass das E-Rezept die stationäre Apotheke im Wettbewerb mit dem Versandhandel nicht stärken wird. Das bestätigt auch die Verbraucherbefragung, wonach 2019 bereits 35 Prozent der Konsumenten Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente bei Versandapotheken eingelöst haben – ein Plus von 3 Prozent im Vergleich zu 2018. Immerhin 23 Prozent der Befragten lösen ihre Verschreibungen laut Studie dort bereits regelmäßig ein, was einer Steigerung von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ein Viertel der Befragten würde sogar die Versandapotheke gegenüber der stationären Apotheke zur Einlösung eines E-Rezepts präferieren und für 35 Prozent der Befragten macht die Einführung des E-Rezeptes den Versandhandel attraktiver, so die Studie.

Die Coronavirus-Pandemie hat diesen Trend zum Versandhandel zusätzlich verstärkt. Inzwischen dürften die Zahlen deutlich höher liegen. Denn gerade Online-Apotheken konnten von der Krise stark profitieren. So steigerte beispielsweise die Shop-Apotheke im zweiten Quartal 2020 ihre Umsatzerlöse um 42 Prozent und ist dabei sogar an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen.

Versandhandel gewinnt für Hersteller an Bedeutung

Die Hersteller erwarten laut Studie eine wachsende Bedeutung des Versandhandels durch das E-Rezept – sowohl für Rx- als auch für OTC-Umsätze. 95 Prozent der Hersteller gehen demnach von einem deutlichen Anstieg des Rx-Anteils der Versandapotheken aus. Die Auffassung, dass die Einführung des E-Rezepts auch Auswirkungen auf freiverkäufliche Arzneimittel haben wird, teilt demnach die Hälfte der Befragten.

Drei Viertel der Pharmaunternehmen gehen der Befragung zufolge von verstärkten Kundenströmen in die Versandapotheke und damit einhergehenden Verbundkäufen zugunsten des OTC-Geschäfts aus. Ebenso viele sind der Meinung, dass OTC-Hersteller vor dem Hintergrund der E-Rezept-Einführung in ihre Zusammenarbeit mit Versandapotheken investieren müssen.

»Viele OTC Hersteller haben noch gar nicht verinnerlicht, was das E-Rezept mit ihren Vertriebskanälen machen wird – da denken viele nur an Rx. Aber das gesamte Distanzhandelsgeschäft wird durch das E-Rezept durchgewirbelt« ist sich Zander sicher.

Online-Bestellplattformen – Relevanz noch gering

Das Verbraucherinteresse an einer digitalen Bestellplattform, über die das Angebot von stationären Apotheken erreichbar ist – vergleichbar mit einem »Apotheken-booking.com« – ist laut Studie recht groß. 55 Prozent der befragten Konsumenten würden ein solches Angebot nutzen. Die Endverbraucher-Bestellplattform »Ihre Apotheken« ist nach den Ergebnissen der Studie allerdings nur 18 Prozent der befragten Verbraucher überhaupt bekannt.

Die Hersteller indes werten die Relevanz von Online-Verkaufsplattformen als Vertriebskanal zwar aktuell noch als gering . Für das Jahr 2023, ein Jahr nach der obligatorischen Einführung des E-Rezepts, wird ihre Bedeutung aber als moderat eingeschätzt, ermittelt die Studie. Rund 10 Prozent der Apotheker können es sich laut Studie vorstellen auch über andere allgemeine Online-Plattformen als Amazon OTC-Präparate zu verkaufen.

Die Hälfte der Apotheker setzt auf mehrere Apotheken-Bestell-Plattformen

Zwar sind 51 Prozent der befragten Pharmazeuten der Auffassung, dass ihre Apotheke sich allen relevanten Apothekenplattformen anschließen muss, um das E-Rezept bedienen zu können, jedoch sind lediglich 17 Prozent dazu bereit, bei der geplanten E-Rezept-Plattform von DocMorris mitzumachen. Aus der Perspektive der Hersteller stellt die Plattform des Versandhändlers jedoch eine durchaus erfolgversprechende Option für stationäre Apotheken dar. Die Hälfte der befragten Hersteller glauben nämlich laut Studie, dass sich die E-Rezept-Plattform von DocMorris im Markt etablieren wird.

83 Prozent der Apotheker glauben, dass die Präsenzapotheke, die das E-Rezept am besten abwickeln kann, im Vorteil ist. Aber nur etwa die Hälfte der befragten Apotheker ist der Meinung, dass die Initiativen Zukunftspakt Apotheke und Pro Apotheke Vor Ort (Pro AvO) die Apotheken beim E-Rezept gut unterstützen können.

Amazon, Kooperationen und Versandapotheken derzeit Kompetenzführer

In Konkurrenz zu den geplanten digitalen Plattform-Konzepten von Apothekenkooperationen und Versandapotheken können Pro AvO mit ihrer geplanten Bestellplattform Apora und der Zukunftspakt von Noweda und Burda mit aus Sicht der Hersteller laut Studie nicht bestehen. Nur für 13 Prozent der befragten Pharmahersteller können die beiden Zusammenschlüsse die Apothekenkooperationen ersetzen und für 55 Prozent kommen die Zusammenschlüsse nicht gegen die geplanten Plattformen der Versandhändler an.

Auch Amazon wird in diesem Zusammenhang als zu dominant angesehen. Fast zwei Drittel der befragten Hersteller sind der Auffassung, dass es den geplanten Plattformen von Pro AvO und Zukunftspakt nicht gelingen wird, sich gegen Amazon durchzusetzen. »Amazon ist hier das Dark Horse. Es wird viel spekuliert, wo es gerade steht – aber die meisten sind sich sicher, dass es das schnellste Pferd sein wird«, so Zander.

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