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Bamlanivimab und Etesivimab

US-Notfallgenehmigung für neuen Antikörper

Nach Meldungen über positive Studiendaten mit den therapeutischen Antikörpern Bamlanivimab und Etesivimab war eine weitere Notfallgenehmigung bei Covid-19 eigentlich nur eine Frage der Zeit. Nun hat die US-Arzneimittelaufsicht FDA sie erteilt.
Annette Rößler
10.02.2021  12:58 Uhr

Die FDA informierte am 9. Februar darüber, dass sie Hersteller Lilly für die Antikörperkombination Bamlanivimab und Etesivimab eine Notfallzulassung (Emergency Use Autorization, EUA) erteilt hat. Bamlanivimab? Da war doch was? Richtig: Dieser Antikörper besitzt bereits seit Anfang November eine EUA in den USA. Neu ist nun also nur der Kombinationspartner Etesivimab.

Beide Antikörper sind gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 gerichtet, sie binden an unterschiedliche, aber überlappende Regionen des Proteins. Dadurch wird das Virus daran gehindert, in menschliche Zellen einzudringen. Angesichts dieses Wirkmechanismus ist es logisch, dass der Einsatz der Antikörper ausschließlich in frühen Phasen einer SARS-CoV-2-Infektion sinnvoll ist. In fortgeschrittenen Phasen von Covid-19, wenn die Patienten bereits hospitalisiert sind, können solche therapeutischen Antikörper sogar schaden, warnt die FDA. Das Anwendungsgebiet von Bamlanivimab/Etesivimab lautet daher: zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Covid-19 bei Erwachsenen und pädiatrischen Patienten (zwölf Jahre oder älter, Körpergewicht mindestens 40 kg) mit positivem SARS-CoV-2-Nachweis, bei denen ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf besteht.

Die FDA rechtfertigt die EUA der Antikörper-Kombi mit den Ergebnissen einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie, über die Hersteller Lilly bereits vorab informiert hatte. Die Einmalgabe von jeweils 2800 mg Bamlanivimab und Etesivimab führte darin bei nicht hospitalisierten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Covid-19 innerhalb von 29 Tagen zu einer geringeren Rate an Hospitalisierungen oder Tod jeglicher Ursache. In der Placebogruppe (n = 517) kam es zu 36 solchen Ereignissen (7 Prozent der Probanden) und in der Verumgruppe (n = 518) zu elf (2 Prozent der Probanden). Alle zehn Todesfälle ereigneten sich in der Placebogruppe.

Die EUA wurde jetzt aber nicht für die Dosierung erteilt, die in dieser Studie verwendet worden war, sondern für 700 mg Bamlanivimab und 1400 mg Etesivimab. Die FDA begründet das damit, dass präklinische, klinische und virologische Daten sowie pharmakinetische und pharmakodynamische Modellierungen eine ähnliche Wirkung der niedrigeren Dosen erwarten ließen.

Die EUA für Bamlanivimab als Monotherapie sieht ebenfalls eine Dosis von 700 mg vor. Von beiden Therapieregimen, der Bamlanivimab-Monotherapie und der Bamlanivimab-Etesivimab-Kombination, sei zu erwarten, dass sie Patienten mit einem hohen Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf nützten, so die FDA. Auch Bamlanivimab allein behält daher seine EUA zunächst.

Es ist jedoch damit zu rechnen, dass das nicht lange so bleiben wird. Denn Bamlanivimab war als Einzelpräparat in einem Phase-II-Teil der erwähnten Studie nicht in der Lage, die Viruslast bei leichtem bis mittelschwerem Covid-19 nennenswert zu senken. Der Einsatz der Monotherapie gemäß dem Motto »besser als nichts« ist mit der nun erfolgten EUA für die Kombination nicht mehr zu rechtfertigen. Eigentlich war er es auch vorher schon nicht, denn mit Casirivimab und Imdevimab von Regeneron und Roche besitzt eine andere, gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 gerichtete Antikörper-Kombination schon seit Ende November eine EUA in den USA. Sie wird als REGN-COV2 mittlerweile auch von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mit einem Rolling-Review-Verfahren begutachtet.

In Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Januar für 400 Millionen Euro 200.000 Dosen der Antikörper-Präparate Bamlanivimab und REGN-COV2 angeschaffteine Entscheidung, für die unter anderem Professor Dr. Theo Dingermann und Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz aus der PZ-Chefredaktion kein Verständnis hatten. Wie viele Dosen Bamlanivimab und wie viele Dosen REGN-COV2 gekauft wurden, ist unklar. Angesichts der Datenlage zu Bamlanivimab wäre es möglicherweise sinnvoll, jetzt zumindest noch den Kombinationspartner Etesivimab nachzuordern.

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