Update zur evidenzbasierten Therapie |
Carolin Lang |
22.01.2022 08:00 Uhr |
Kopfschmerz vom Spannungstyp zählt zu den primären Kopfschmerzen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. / Foto: Getty Images/Jamie Grill
»Kopfschmerz vom Spannungstyp ist der typische Kopfschmerz für die Selbstmedikation«, erklärte der Neurologe vom Kopfschmerzzentrum Frankfurt am gestrigen Donnerstag. Er sei vor allem durch Ausschlusskriterien charakterisiert. Denn klinisch äußert sich Kopfschmerz vom Spannungstyp vor allem dadurch, dass er nicht pulsierend, sondern drückend ist, dass er sich bei körperlicher Aktivität wie Gehen oder Treppensteigen nicht verstärkt und dass er weder von Übelkeit noch von Erbrechen begleitet wird. Ferner darf entweder eine Photophobie oder eine Phonophobie, nicht jedoch beides vorliegen. Zudem ist Spannungskopfschmerz typischerweise beidseitig lokalisiert, von leichter bis mittlerer Schmerzintensität und häufig einhergehend mit muskulären Beschwerden in Nacken und Schulter.
»Gelegentliche Kopfschmerzen vom Spannungstyp, die der Patient kennt, sind keine diagnostische Falle für Sie in der Apotheke«, erklärte Gaul. »Diese kann man symptomatisch und ohne weitere Diagnostik therapieren.« Bestimmte Warnsignale können allerdings darauf hindeuten, dass ein sekundärer Kopfschmerz, also Kopfschmerz in Folge einer Grunderkrankung vorliegt. Da diese diagnostiziert und behandelt werden muss, sollten Apotheker diese sogenannten Red Flags (Kasten) kennen.
Zur Akuttherapie ist Gaul zufolge zum einen die lokale Anwendung von Pfefferminzöl geeignet. »Das können Sie Patienten mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp guten Gewissens empfehlen«, betonte er und stellte eine placebokontrollierte Studie vor, in der Pfefferminzöl Placebo überlegen und etwa gleich wirksam wie 1000 mg Paracetamol war. Die Anwendung könne auch problemlos mehrmals täglich erfolgen, führte er auf Nachfrage weiter aus.
Privatdozent Dr. Charly Gaul / Foto: Privat
Ebenfalls wirksam seien Analgetika wie Ibuprofen, Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Naproxen beziehungsweise Kombinationsanalgetika mit Paracetamol und Koffein oder zusätzlich ASS. Welche Therapieoption dabei die beste Evidenz hat, lässt sich aber offenbar nicht so pauschal sagen. So berichtete Gaul von mehreren Publikationen, die einzelne Wirkstoffe dahingehend leicht unterschiedlich bewerten. »Die Patienten können ausprobieren, womit sie am besten zurechtkommen und was sie am besten vertragen«, fasste er zusammen und erinnerte an die Faustregel, Analgetika nicht mehr als zehn Tage im Monat und nicht länger als drei Tage am Stück einzunehmen.