Unter Darolutamid länger metastasenfrei |
Dass Darolutamid das metastasenfreie Überleben (MFS) verlängern kann, wurde in der randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie ARAMIS mit rund 1500 Männern mit nmCRPC gezeigt. Bei diesen verdoppelte sich der PSA-Wert trotz Androgendeprivationstherapie (ADT) in weniger als zehn Monaten, ohne dass Fernmetastasen nachweisbar waren. Sie bekamen zusätzlich zur ADT randomisiert entweder zweimal täglich 600 mg Darolutamid (n = 955) oder Placebo (n = 554).
Das MFS (primärer Endpunkt) verlängerte sich unter Verum median um 22 Monate (40,4 versus 18,4 Monate). Der Vorteil war in allen Subgruppen nachweisbar. Ebenso wurde die Zeit bis zur Schmerzprogression von 25,4 auf 40,3 Monate verlängert. Beim Gesamtüberleben gab es einen positiven Trend. Die Behandlung mit Darolutamid verlängerte zudem das progressionsfreie Überleben (median 36,8 versus 14,8 Monate) und die Zeit bis zur PSA-Progression (median 33,2 versus 7,3 Monate). Über alle Überlebensparameter hinweg wurde eine konsistente Wirkung beobachtet, heißt es in der Fachinformation.
Häufigste Nebenwirkungen waren Fatigue und Erschöpfung (15,8 Prozent) und veränderte Laborwerte (Neutropenie, erhöhte Bilirubin- und Aspartat-Aminotransferase (AST)-Spiegel). Häufig waren Muskel- und Skelettschmerzen, Ausschlag sowie ischämische Herzkrankheit und Herzinsuffizienz. 4,2 Prozent der mit Verum behandelten Patienten erlitten Knochenbrüche (3,6 Prozent unter Placebo).
Darolutamid ist als Schrittinnovation einzustufen. Es ist keine Sprunginnovation, weil es als Antiandrogen dasselbe pharmakologische Wirkprinzip wie die bekannten Wirkstoffe Enzalutamid und Apalutamid aufweist. Auch ein neues Anwendungsgebiet wird nicht erschlossen. In der ARAMIS-Studie zeigte Darolutamid eine signifikante Verbesserung des Metastasen-freien Überlebens und des Gesamtüberlebens, allerdings nur gegenüber Placebo. Ein direkter Vergleich mit Apalutamid und/oder Enzalutamid wäre wünschenswert.
Darolutamid ist jedoch mehr als ein Analogpräparat. Strukturell unterscheidet es sich von den beiden anderen Arzneistoffen. Die neue Struktur legt eine stärkere Rezeptor-Aktivierung und damit eine bessere Hemmung der Zellproliferation nahe. Präklinische Studien zeigen ferner, dass Darolutamid deutlich schlechter die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann als Apalutamid oder Enzalutamid. Ein Einfluss auf die Durchblutung von Hirnarealen, die für die Kognition wichtig sind, hat sich in der Zulassungsstudie mit Darolutamid nicht gezeigt. Zudem besitzt der Arzneistoff ein vergleichsweise niedriges Wechselwirkungspotenzial und weniger Männer entwickelten eine Hypertonie, weitere Vorteile gegenüber den beiden anderen Arzneistoffen.
Sven Siebenand, Chefredakteur