Ukraine auf Unterstützung von Westeuropa angewiesen |
Melanie Höhn |
28.12.2022 11:30 Uhr |
Mitarbeiter des Gesundheitswesens haben Ausrüstung und Dokumente geborgen, nachdem ein Raketenangriff russischer Truppen die Entbindungsstation des Krankenhauses Vilniansk zerstört hatte und das Leben eines zwei Tage alten Säuglings forderte. / Foto: IMAGO/Ukrinform
Die Ukraine muss für den Wiederaufbau seines Gesundheitswesens noch lange von Westeuropa unterstützt werden. Davon geht der amtierende Vizepräsident des Zusammenschlusses der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU; englisch PGEU - Pharmaceutical Group of the European Union) Raimund Podroschko, aus, wie er in einem Interview mit dem ABDA-Newsroom sagte: »Ich fürchte, dass es auch nach Kriegsende länger dauern wird, bis das Gesundheitssystem und die Arzneimittelversorgung wieder ohne Unterstützung von außen funktionieren. Ich bin aber überzeugt davon, dass die Apotheker:innen Europas ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft solange aufrecht erhalten werden, wie es die Situation erfordert.«
Sofern es ihm möglich war, habe sich auch der Präsident der All Ukrainian Pharmaceutical Chamber, Oleg Klimov, in die Arbeitsgruppensitzungen des ZAEU online dazugeschalten, so Podroschko. »Seine Berichte von der Situation vor Ort aus erster Hand waren immer für alle besonders bewegend. Besonders zu Beginn mussten viele Apotheken in der Ukraine zusperren und die Arzneimittelversorgung konnte vielerorts nicht mehr aufrecht erhalten werden. Nach und nach konnte er aber auch von erfolgreichen Unterstützungsaktionen durch verschiedenste Organisationen in Europa berichten«, sagte Podroschko.
Podroschko erklärte, dass die Apothekerschaft in ganz Europa von Beginn an »Verantwortung und Hilfsbereitschaft« gezeigt habe und »rasch eine Vielzahl unbürokratischer Unterstützungsaktionen« startete. »In Österreich hat die Organisation Apotheker ohne Grenzen eine bemerkenswerte Spenden- und Unterstützungsaktion auf die Beine gestellt. Erst vor wenigen Tagen haben die Helfer:innen der Organisation wieder einen Hilfsgütertransport nach Kiew und Charkiw durchgeführt. Auf europäischer Ebene ist besonders der Dachverband der angestellten Apotheker:innen, die EPhEU hervorzuheben, die laufend Arzneimittellieferungen in die Ukraine organisiert und durchführt«, so Podroschko weiter.
Auch ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold, der die deutschen Apotheker in der ZAEU vertritt, geht von einem längeren Zeithorizont aus: »Wir brauchen einen besonderen Fokus auf den Wiederaufbau des Gesundheitswesens der Ukraine, denn dem Land muss über Jahre hinaus geholfen werden. Die gesamte Arzneimittelversorgung lief bis zum Kriegsausbruch über Russland, von dort kommt nichts mehr. Das Land wird sich im Gesundheitsbereich nach Westen orientieren. Deshalb müssen wir der Ukraine beim Wiederaufbau nach dem Krieg und der Wiederherstellung der Strukturen im Gesundheitswesen unterstützen.« Nach Angaben von Arnold ist Hilfsbereitschaft unter den Apothekern in Europa nach wie vor groß.
An der Spitze der ZAEU gibt es zum Jahreswechsel turnusgemäß eine neue Spitze. Der Belgier Koen Straetmans übernimmt das Präsidentenamt und der Finne Risto Kanerva wird Vizepräsident.