Übler Start in die Schwangerschaft |
Als Off-Label-Therapieoption gilt Dimenhydrinat. Die Anwendung in der Schwangerschaft darf nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, da das Salz aus dem H1-Antihistaminikum Diphenhydramin und 8-Chlor-Theophyllin kontraktionsfördernd wirken kann. Bei www.embryotox.de heißt es hierzu: »Die vorübergehende Anwendung von Dimenhydrinat in der Schwangerschaft ist akzeptabel. Im dritten Trimenon ist es bei vorzeitiger Wehentätigkeit zu meiden.« Laut Embryotox besser geeignet und Antiemetikum der Wahl in der Schwangerschaft ist das H1-Antihistaminikum Meclozin. Allerdings ist es hierzulande nicht mehr erhältlich, sondern nur noch über Auslandsapotheken zu beziehen.
Als probate Alternative für die Selbstmedikation nennen die Berliner Experten die gepulverte Droge des Ingwerrhizoms. »Ingwer kann in allen Phasen der Schwangerschaft in üblicher Dosierung eingenommen werden.« Von Embryotox wurden mittlerweile Sicherheitsdaten von mehr als 1000 Schwangeren ausgewertet, und dabei ergab sich kein erhöhtes Fehlbildungs- und Abortrisiko. Insofern kann das Apothekenteam 1 bis 2 g gepulverten Ingwerwurzelstock (Zintona®) empfehlen. Die HMPC-Monographie rät derzeit noch aus Vorsichtsgründen vom Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ab - was sich in der Überarbeitung der Monographie ändern könnte.
Bei leichten Formen der Emesis gravidarum können auch Verhaltensmaßnahmen helfen, die Beschwerden zu lindern:
Die Gründe für die Unpässlichkeit sind nicht geklärt. Diskutiert werden erhöhte Progesteron- und Estrogenspiegel sowie Konzentrationsspitzen von β-HCG. Letzteres wird in der äußeren Hülle der Fruchtblase, dem Chorion, gebildet. Ab dem zweiten Trimenon übernimmt die Plazenta die Aufgaben des HCG, welches nun allmählich absinkt. Das könnte der Grund sein, warum die Übelkeit etwa nach dieser Zeit nachlässt, erklärt aber nicht persistierende Übelkeit und Erbrechen.
Lange wurde diskutiert, ob fehlende Symptome mit einer ungünstigen fetalen Entwicklung einhergehen, doch gibt es für diese These keinen Beleg. Im Gegenteil scheint es gar umgekehrt zu sein: Studien zeigen, dass Frauen mit Übelkeit ein deutlich geringeres Risiko für Fehlgeburten haben als Schwangere ohne entsprechende Beschwerden. Und: Bei Kindern von Müttern mit Emesis gravidarum ergibt sich keine erhöhte Anomalierate.
Bei der Beratung sollte an mögliche Differenzialdiagnosen gedacht werden. Möglich seien etwa eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori, eine eingeschränkte Magen-Darm-Motilität oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Auch wenn die Beschwerden später als in der achten Woche beginnen und von weiteren Symptome wie Fieber, Bauch- oder Kopfschmerzen begleitet werden, ist eine ärztliche Intervention vonnöten. So kann etwa bei zahlreichen internistischen Erkrankungen wie Hepatitis, Appendizitis oder Pankreatitis anhaltende Übelkeit auftreten. Auch im Prodromalstadium einer Präeklampsie kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen.