Tropisches Virus fasst Fuß in Deutschland |
Mücken sind ein willkommenes Fressen für viele Vögel. Sie können jedoch selbst gestochen werden und mit dem West-Nil-Virus infiziert werden. / Foto: Adobe Stock/Stefan Kern
Mit weiteren Erkrankungsfällen bei Pferden wie bei Vögeln sei zu rechnen. Der Großteil der Pferde zeige bei einer Infektion keinerlei Krankheitssymptome, heißt es in der Mitteilung des FLI. Einige Tiere entwickelten aufgrund von Hirn- oder Hirnhautentzündungen zentralnervöse Symptome, wie Stolpern, Zittern oder Lähmungen. Alle Pferde, bei denen die Infektion nachgewiesen wurde, stammen aus Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Behörde empfiehlt Pferdehaltern in betroffenen Regionen eine Impfung der Tiere.
Die infizierten Vögel wurden in Berlin, Brandenburg sowie ebenfalls in Sachsen und Sachsen-Anhalt gefunden. Es waren Blau- und Kohlmeise, Habicht, Sperling und Uhu sowie einige Zoovögel. Es seien deutlich mehr Vogelarten betroffen als im Vorjahr. Mit Ausnahme von Brandenburg sei das Virus bisher nur in Regionen festgestellt worden, die auch im vergangenen Jahr schon betroffen waren. Die Fachleute nehmen daher an, dass das Virus in heimischen Mücken überwintert hat.
Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus den Tropen und wird von bestimmten blutsaugenden Stechmücken übertragen. Im vergangenen Jahr wurde der Erreger zum ersten Mal in Deutschland bei einem Vogel nachgewiesen. Eulen-, Greif- und Rabenvögel sind die wichtigsten Wirte des Virus, das eher selten auch auf Pferde oder den Menschen übertragen werden kann. In Deutschland hat sich bislang noch niemand über einen Mückenstich mit dem Virus angesteckt. In Süd- und Osteuropa starben im vorigen Jahr dagegen rund 180 Menschen am West-Nil-Fieber, mehr als 2000 erkrankten.
Die wichtigsten Überträger sind laut FLI Culex-Mücken, darunter auch die in Deutschland heimische Gemeine Hausmücke Culex pipiens pipiens. Beim Menschen verlaufen schätzungsweise 80 Prozent der Infektionen symptomlos. Anzeichen einer Erkrankung können Fieber und grippeähnliche Symptome sein. Laut FLI kommt es bei weniger als 1 Prozent der Infektionen beim Neschen zu schweren Verläufen mit hohem Fieber mit Hirn- oder Hirnhautentzündung (Enzephalitis und Meningitis). Todesfälle gelten als selten. Für Menschen steht derzeit kein Impfstoff zur Verfügung. In Deutschland ist die wichtigste Schutzmaßnahme, keine toten Wildvögel mit bloßen Händen anzufassen.