Tipps zur Stärkung des Immunsystems |
Carolin Lang |
27.03.2020 15:00 Uhr |
Viele Kunden setzen zur Unterstützung der Abwehrkräfte auf orthomolekulare Medizin. Allerdings gibt es auch hier keine klare Evidenz dafür, dass solche Präparate einer Erkältung vorbeugen können. Die Präparate gehören zu den Nahrungsergänzungsmitteln, daher muss vor der Markteinführung kein Wirksamkeitsnachweis erbracht werden.
Der Darm, genauer gesagt das Schleimhaut-assoziierte Lymphgewebe (Gut Associated Lymphoid Tissue, GALT), spielt für die Immunabwehr eine entscheidende Rolle. Bakterien sind als Partner des Immunsystems unter anderem an der Immunmodulation beteiligt. Probiotika sollen die Darmflora mit nützlichen Bakterien versorgen und so immunmodulierend wirken.
Mehrere Cochrane-Reviews widmeten sich bereits der Frage, ob Probiotika zur Prävention akuter Infektionen der oberen Atemwege nützlich sind. Verwendet wurden vor allem Lactobazillen. Der aktuellste Übersichtsartikel aus dem Jahr 2015 sollte vorherige um neue Studienergebnisse ergänzen, wobei in der Regel Probiotika mit Stämmen von Lactobazillen untersucht wurden (DOI: 10.1002/14651858.CD006895.pub3). Bisher wurden Probiotika zur Prävention akuter Infektionen der oberen Atemwege von den Cochrane-Autoren als positiv bewertet.
Zur ergänzenden Analyse wurden Daten aus zwölf Studien mit insgesamt 3720 Probanden herangezogen. Die prophylaktische Probiotika-Einnahme verringerte dabei das Auftreten akuter Infektionen der oberen Atemwege um etwa 47 Prozent. Außerdem wurde die Dauer einer akuten Atemwegsinfektion um etwa 1,89 Tage reduziert. Damit waren Probiotika gegenüber Placebo überlegen. Die Autoren bewerteten allerdings die Qualität der Evidenz aufgrund schlecht durchgeführter Studien als niedrig.
Im Großen und Ganzen lautet die Schlussfolgerung an dieser Stelle, dass Probiotika insgesamt akute Infektionen der oberen Atemwege vermutlich besser verhindern können als Placebo. Das muss allerdings durch weitere Studien bestätigt werden.
Die Zubereitungen aus Kraut und Wurzel des Sonnenhuts sollen immunstimulierend wirken – Präparate werden daher häufig zur Prävention und unterstützenden Therapie von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Pharmazeutisch genutzt werden der Rote Sonnenhut (Echinacea purpurea), der Schmalblättrige Sonnenhut (Echinacea angustifolia) und der Bleiche Sonnenhut (Echinacea pallida).
Ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2014 bewertete den Nutzen von Echinacea-Präparaten bei Erkältungskrankheiten verglichen zu Placebo (DOI: 10.1002/14651858.CD000530.pub3). Zur Beurteilung wurden 24 doppelblinde Studien mit insgesamt 4631 Teilnehmern analysiert, bei denen die Wirksamkeit verschiedener Echinacea‐Präparate zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen untersucht wurde. Es wurde eine Vielzahl verschiedener Echinacea-Präparate auf der Grundlage verschiedener Arten und Pflanzenteile verwendet, was es den Autoren erschwerte, eine eindeutige Schlussfolgerung zu ziehen.
Der Großteil der Studien untersuchte, ob die Einnahme von Echinacea-Präparaten nach Einsetzen der Erkältung die Dauer der Krankheit gegenüber Placebo reduzieren kann. Das Ergebnis war nicht eindeutig: Es bestehe demnach die Möglichkeit, dass manche Präparate gegenüber Placebo überlegen seien, die Evidenz für eine klinische Wirkung sei dabei allerdings schwach. Studien, die die Einnahme zur Vorbeugung untersuchten, konnten ebenfalls keine signifikante, aber eine geringfügige Verringerung von Krankheitsfällen feststellen.
Eine klare Empfehlung können die Autoren daher nicht aussprechen. Eine wichtige Erkenntnis sei jedoch, dass es große Unterschiede zwischen einzelnen Präparaten gebe, die in klinischen Studien bisher allerdings unzureichend untersucht worden seien. Es gebe zudem Hinweise darauf, dass sowohl alkoholische als auch Presssaftextrakte aus den überirdischen Pflanzenteilen von Echinacea purpurea in der Behandlung von erwachsenen Erkältungspatienten einen positiven Effekt haben könnten, doch sei auch hier die Evidenz schwach.
Nicht angewendet werden sollten Echinacea-haltige-Präparate unter anderem bei bestehender Immunsuppression oder Immundefiziten.