Thüringer Heilberufler planen Kundgebung |
Brigitte M. Gensthaler |
24.11.2022 17:00 Uhr |
Der Thüringer Verbandsvorsitzende Stefan Fink sieht die Apotheken zunehmend in Schieflage. »Wir werden laut werden müssen und für unser System kämpfen.« / Foto: PZ/Alois Müller
»Unser System hat sich bestens bewährt.« Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV), beschrieb das deutsche Apothekenwesen bei der Mitgliederversammlung am 22. November als stark und anpassungsfähig. »Die Apothekenteams haben in der Pandemie hervorragende Arbeit geleistet. Wir haben die flächendeckende Versorgung sichergestellt und waren nie im Home-Office.« Doch die erbrachte Leistung werde nicht wirklich gewürdigt. Vielmehr werde dem Berufsstand jetzt vorgehalten, dass er für diese Sonderleistungen viel Geld verdient habe.
Von der Bundesregierung und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe er nicht den Eindruck, dass sie die Apotheke vor Ort mit wichtigen strukturerhaltenden Maßnahmen unterstützen wollen. Im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz seien mit dem erhöhten Kassenabschlag vielmehr »Strafzahlungen« auf den Weg gebracht worden. »Das macht uns wütend.« Verärgert zeigte sich Fink auch über »faule Geschenke« wie die vorgesehene Abgabe von Konsumcannabis in Apotheken, die das System aber mehr gefährden als stützen. Das sei keine Alternative zu einer echten Stabilisierung.
Die Probleme häufen sich: eklatanter Personalmangel, wuchernde Bürokratitis, unreflektierte Digitalisierungsgläubigkeit, Retax-Auswüchse der Krankenkassen, Lieferengpässe und massive Kostensteigerungen bei Energie und Mietpreisen – das alles bei einer relativ fixen Honorierung der Apotheken. »Wir kommen mehr und mehr in eine Schieflage«, konstatierte der Verbandsvorsitzende.
Stichwort Lieferengpässe: Die durchschnittliche Apotheke verbringe viele Stunden pro Woche damit zu, Lieferengpässe zu managen und schwer verfügbare Arzneimittel zu organisieren, sagte Fink. »Dies belastet die Apotheken und die Bevölkerung.« Die Kosten der Lieferengpässe pro Jahr und Apotheke bezifferte der Verbandschef mit rund 15 000 Euro durchschnittlich. Die Arzneimittelproduktion müsse dringend nach Europa zurückgeholt werden.
Gegen all diese Belastungen wollen sich die Apotheker wehren, kündigte Fink an. Mit Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten wollen sie bei einer Kundgebung am 14. Dezember vor dem Thüringer Landtag deutlich machen, dass die flächendeckende pharmazeutisch-medizinische Versorgung gefährdet ist. Ausdrücklich begrüßte Fink das gemeinsame Auftreten der Heilberufler.