Therapien in der Schwangerschaft |
Je nach Geburtsmodus wird eine Antitumortherapie etwa zwei bis drei Wochen nach der Geburt fortgesetzt, wobei die Patientin in den meisten Fällen abstillen sollte (Tabelle 2, modifiziert nach: Johnson, H. M., ABM Clinical Protocol 34 Breast Cancer and Breastfeeding, 2020. DOI: 10.1089/bfm.2020.29157.hmj). Mitunter ist eine Chemotherapie kurz nach der Entbindung abgeschlossen und eine endokrine Therapie, zum Beispiel bei triple-negativen Tumoren, nicht indiziert. Dann wäre aufgrund der entsprechenden Halbwertszeiten der unterschiedlichen Arzneistoffe ein Stillen etwa vier Wochen nach Abschluss der Krebsbehandlung möglich; dies hängt wiederum ab von der Art der Geburt und der körperlichen Erholung der Patientin (41–43).
Eine Strahlentherapie oder Operation kann im Einzelfall postpartal erfolgen. Wenn die Frau mit der nicht betroffenen Brust weiterhin stillen möchte, ist eine strikte Überwachung notwendig, um mögliche Risiken zu minimieren (43).
Arzneistoff | Halbwertszeit | Minimale Wartezeit zwischen Therapie und Stillen |
---|---|---|
Doxorubicin | 24 bis 36 h | 7 bis 10 d |
Cyclophosphamid | 7,5 h | 72 h |
Paclitaxel | 13 bis 52 h | 6 bis 10 d |
Docetaxel | 11 h | 4 bis 5 d |
Carboplatin | länger als 5 d | Stillpause oder Monitoring der Platinspiegel in der Muttermilch |
Fluorouracil (5-FU) | 16 min | 24 h |
Capecitabin | 38 bis 45 min | 24 h |
Die Auswirkungen von Tamoxifen, das möglicherweise in die Muttermilch übergeht, auf den Säugling sind nicht ausreichend untersucht (44). Aromatasehemmer sind eindeutig kontraindiziert, da sie den Estrogenstoffwechsel des Kindes beeinträchtigen können (10, 43).
Die Datenlage zu biologischen Therapien wie Trastuzumab oder Pertuzumab ist ebenfalls begrenzt. Da diese Substanzen in der Regel mit Chemotherapeutika kombiniert werden, wird das Stillen ebenfalls nicht empfohlen (45).
Zusätzlich sollten Säuglinge, die in utero Chemotherapeutika ausgesetzt waren, nach der Entbindung engmaschig und umfassend überwacht werden, um mögliche kurz- und langfristige toxische Effekte zu identifizieren. Die Kinder sollten über die gesamte Kindheit hinweg regelmäßig untersucht werden (46).
Michael Braun studierte Humanmedizin an der Universität Regensburg und der Technischen Universität München und erhielt 1999 die Approbation. Er absolvierte die Facharztausbildung an den Universitätsfrauenkliniken der Technischen Universität München und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wo er von 2004 bis 2010 das Brustzentrum leitete. 2010 erhielt Dr. Braun die Venia Legendi für das Lehrgebiet Gynäkologie und Geburtshilfe. Er war als Konsiliararzt am Rotkreuzklinikum München tätig und leitet seit 2012 das dortige interdisziplinäre Brustzentrum. Professor Braun ist Chefarzt Gynäkologie mit Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie und spezielle operative Gynäkologie.