Therapeutische SARS-CoV-2 Antikörper |
Theo Dingermann |
08.05.2020 16:26 Uhr |
Gleich drei Forscherteams haben in den vergangenen Tagen berichtet, monoklonale Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt zu haben. Bis diese therapeutisch eingesetzt werden können, müssen sie noch alle Phasen der klinischen Entwicklung durchlaufen. / Foto: Science Photo Library
Gleich drei Gruppen von Wissenschaftlern aus Braunschweig, dem niederländischen Utrecht und vom Israelischen Institute for Biological Research (IIBR), vermelden in diesen Tage Erfolge bei der Suche nach hocheffizient bindenden monoklonalen Antikörpern, die zumindest in vitro in der Lage sind, eine Infektion von Zellen mit SARS-CoV-2 zu verhindern.
Eine Meldung stammt vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig: Das Forscherteam um Professor Dr. Luka Cicin-Sain hatte 6000 künstlich hergestellte menschliche Antikörper analysiert, um Kandidaten zu identifizieren, die in der Lage sind, das Pandemievirus SARS-CoV-2 funktionell zu neutralisieren. Unter diesen fanden die Wissenschaftler mehr als 750 Antikörper, die an das Coronavirus anzudocken vermochten. Ein Kandidat unter diesen konnte in Neutralisationstests SARS-CoV-2 effizient neutralisieren und die Aufnahme in die Zellen verhindern, heißt es in einer Pressemitteilung . Dies stoppe die Verbreitung des Erregers im Körper.
Damit ist allerdings zunächst nur ein erste Schritt in Richtung eines Wirkstoffs getan, der nach dem Prinzip einer spezifischen passiven Immunisierung funktioniert. Dieser Antikörper muss nun noch zahlreiche Sicherheitsprüfungen durchlaufen, bevor er in Patienten zum Einsatz kommen kann. »Wir gehen davon aus, dass klinische Studien im Herbst beginnen«, sagt Cicin-Sain.
Niederländische Wissenschaftler um Chunyan Wang von der Universität Utrecht berichten im Fachjournal »Nature Communications«, dass auch sie einen menschlichen Antikörper hergestellt haben, der in Zellversuchen das Coronavirus auszuschalten vermochte.
Der kreuzneutralisierende Antikörper mit dem Entwicklungskürzel 47D11 zielt auf ein Epitop, das sowohl auf SARS-CoV-1 als auch auf SARS-CoV-2 vorhanden ist. Mit ELISA-Studien konnten die Wissenschaftler zeigen, dass 47D11 mit ähnlicher Effizienz an die S1B-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) der beiden Coronaviren bindet.
Dass dieser Antikörper ein Potenzial für die Prävention und Behandlung von Covid-19 entfalten könnte, ist nicht unplausibbel. Allerdings steht auch hier noch der Nachweis der Wirksamkeit im menschlichen Körper aus. Die Forscher wollen den humanen Antikörper weiter entwickeln. Er könnte auch für diagnostische Antigentests nützlich sein.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.