Tablette zur Postexpositions-Prophylaxe von Covid-19 |
Daniela Hüttemann |
29.09.2021 11:34 Uhr |
Infiziert sich ein Haushaltsmitglied mit dem Coronavirus, sollte es sich so gut wie möglich isolieren. Mehr Sicherheit würde den Angehörigen eine Post-Expositions-Prophylaxe bringen. / Foto: Getty Images/Patrick Fraser
Eine Risikobegegnung gehabt oder positiv auf SARS-CoV-2 getestet? Bislang kann man dann nur hoffen, kein Covid-19 zu entwickeln oder – falls Risikofaktoren für einen schweren Verlauf vorliegen – eine einmalige Infusion oder subkutane Spritze mit monoklonalen Antikörpern in speziellen Ambulanzen oder im Krankenhaus bekommen. Auch das einzige bislang gegen Covid-19 zugelassen antivirale Mittel Remdesivir (Veklury®) bringt umso mehr, je früher es im Infektionsverlauf appliziert wird, muss aber ebenfalls infundiert werden.
Deutlich einfacher wäre es, einfach eine Tablette zu schlucken, die die Virusvermehrung hemmt, bevor sie richtig losgeht. Für HIV gibt es bereits seit Längerem die Möglichkeit einer solchen sogenannten Postexpositions-Prophylaxe (PEP) und auch für Influenza-Infektionen steht mit Baloxavir (Xofluza®) seit diesem Jahr ein entsprechendes Präparat zur Verfügung. Nun testet Pfizer auch eine Covid-19-PEP.
Diese Woche startete das Unternehmen die Studie EPIC-PEP mit der Substanz PF-07321332, die gemeinsam mit dem HIV-Proteaseinhibitor Ritonavir peroral im ambulanten Setting eingenommen wird. Nach Angaben von Pfizer ist PF-07321332 ein neuer SARS-CoV-2-3CL-Proteasehemmer. Er soll die Aktivität eines der Hauptenzyme des Coronavirus blockieren, das es für die Virusreplikation braucht. Laut Pfizer zeige die Substanz in vitro eine hohe antivirale Potenz gegen SARS-CoV-2 und eine breite Aktivität gegen Coronaviren allgemein. Ritonavir fungiert dabei als Booster, indem es den Abbau des Kombinationspartners über CYP3A4 verlangsamt.
Es laufen bereits seit Juli beziehungsweise August zwei weitere Phase-II/III-Studie mit dieser Wirkstoffkombi: EPIC-HR mit Hochrisikopatienten für einen schweren Covid-19-Verlauf und bestätigter SARS-CoV-2-Infektion sowie EPIC-SR mit Infizierten mit Standardrisiko. An EPIC-PEP können Personen teilnehmen, in deren Haushalt jemand mit SARS-CoV-2 infiziert ist, die aber selbst noch nicht infiziert sind. Insgesamt sollen in die EPIC-PEP-Studie 2660 erwachsene Probanden in den USA und Japan eingeschlossen werden. Im randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Design erhalten sie entweder die neue Wirkstoffkombi oder Placebo zweimal täglich über fünf oder zehn Tage. Primäres Studienziel ist neben des Belegs der Sicherheit der Nachweis, dass eine SARS-CoV-2-Infektion und das Auftreten von Covid-19-Symptomen innerhalb der nächsten 14 Tage ab Therapiebeginn verhindert werden kann.
Pfizer macht keine Angaben, wann erste Ergebnisse vorliegen werden. Laut Studiendesign soll die EPIC-PEP-Studie (NCT05047601) am 25. Dezember 2021 abgeschlossen sein. EPIC-SR mit 1140 Teilnehmern soll bis Ende Februar 2022 laufen (NCT05011513) und EPIC-HR mit 3000 Teilnehmern bis April 2022 (NCT04960202). Zudem laufen weitere Studien zu möglichen Interaktionen, zum Beispiel mit Midazolam, Carbamazepin und Itraconazol.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.