Strenge Indikationsstellung, mögliche Alternativen |
Daniela Hüttemann |
29.12.2022 18:00 Uhr |
Bei Streptokokken-Nachweis ist häufig eine Antibiotika-Therapie erforderlich. Mittel der Wahl ist Penicillin V, doch es gibt Alternativen. / Foto: Getty Images/SDI Productions
Seit dem Herbst erreichen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) immer mehr Lieferengpass-Meldungen für Antibiotika, insbesondere für Kinder. Einen Tag vor Weihnachten veröffentlichte die Behörde auf ihrer Website entgegen ihrer sonstigen Praxis Schätzungen zu den Einkaufs- und Absatzzahlen flüssiger Darreichungsformen der Apotheken.
So ist der Einkauf flüssiger oraler Darreichungsformen von Amoxicillin, der Kombination aus Amoxicillin und Clavulansäure sowie von Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin) ab der Kalenderwoche 45 nahezu exponentiell angestiegen, während sich der Absatz deutlich, allerdings nicht ganz so steil, erhöht hat. Es handelt sich um extrapolierte Wochendaten, als Quelle nennt das BfArM den Informationsdienstleister IQVIA. Gleichwohl sieht das BfArM einen eindeutigen Trend.
»Gründe für die gemeldeten Lieferengpässe sind vornehmlich deutlich gestiegene Bedarfe, die nicht kompensiert werden können, da die Produktionskapazitäten zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausreichen«, konstatiert das BfArM. Ein stark erhöhter Bedarf bestehe zudem nicht nur in Deutschland, sondern auch innerhalb der EU und international. Dadurch sei die Möglichkeit des Bezugs von Arzneimitteln zur Kompensation aus diesen Staaten als stark begrenzt einzuschätzen.
Da die beobachtete Infektionswelle signifikant höhere Erkrankungszahlen aufweist als in vergleichbaren vorherigen Zeiträumen, appelliert das BfArM an die Ärzteschaft, Antibiotika streng leitliniengetreu und maßvoll einzusetzen, um Versorgungslücken im laufenden Winter möglichst zu vermeiden.
Mitte Dezember 2022 hatten die pädiatrischen Fachgesellschaften Empfehlungen zu alternativen kalkulierten oralen Antibiotikatherapien in der ambulanten Pädiatrie bei Lieferengpässen von Penicillin, Amoxicillin beziehungsweise Amoxicillin-Beta-Lactamase-Inhibitoren herausgegeben.