Professor Dr. Tim Friede, Leiter des Instituts für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen, hält die Aussagekraft solcher Wochenvergleiche für begrenzt. Generell gebe es bei den Sterbefallzahlen »eine hohe Varianz«, sagte Friede der Deutschen Presse-Agentur. Auch wenn die Zahlen seit Beginn der Coronakrise höher seien, so sei man doch »deutlich unter den Maxima anderer Jahre. Die Mortalitätszahlen liegen im Rahmen dessen, was wir auch in den vergangenen Jahren gesehen haben.«
Es sei nicht möglich, anhand der Zahlen die zur Eindämmung der Pandemie eingeleiteten Maßnahmen zu bewerten. »Das wäre erst im langfristigen Verlauf nach mehreren Lockdown- und Lockerungsphasen möglich.« Erste Hinweise könne man aber aus dem internationalen Vergleich ziehen. Dieser zeige ganz klar, »dass im Gegensatz zu anderen Ländern die Mortalitätszahlen in Deutschland nicht durch die Decke gegangen sind.«
In der aktuellen Diskussion würden bisweilen Ursache und Wirkung verkehrt: Wenn die Zahl der Todesfälle gering ist, sei das vermutlich die Folge der eingeleiteten Maßnahmen, aber keinesfalls ein Argument, dass die Maßnahmen unnötig waren. »Die Frage der Kausalität ist ohnehin schwierig«, so Friede: Bei den nun vorliegenden Zahlen gebe es keine Angaben zur Todesursache und »ich wüsste aber auch nicht, wie man das zeitnah vernünftig abbilden könnte«.
Das Statistische Bundesamt will als Lehre aus der Corona-Pandemie krisenrelevante Daten künftig schneller liefern, wie Präsident Georg Thiel der »Frankfurter Rundschau« (Freitag) sagte. »Wir brauchen monatliche und vierteljährliche Daten, ältere Statistiken sind zum Krisenmanagement schlicht nicht geeignet«, so Thiel. »Das packen wir an. Daten, die in Krisensituationen dringend benötigt werden, wollen wir künftig schneller bereitstellen können.«
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