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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Clomifen

Wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt, liegt dies manchmal an einem ausbleibenden Eisprung. Als eine der ersten und vergleichsweise nebenwirkungsarmen Maßnahmen kommt Clomifen zum Einsatz, um den Eizellen auf die Sprünge zu helfen.
Daniela Hüttemann
17.05.2023  07:00 Uhr

Wie wirkt Clomifen?

Clomifen ist ein selektiver Estrogenrezeptor-Modulator (SERM). Als partieller Antagonist am Estrogenrezeptor blockiert es im Hypothalamus die Andockstellen für Estrogene. Damit bleibt die negative Rückkopplung aus, und es wird vermehrt Gonadoliberin freigesetzt. Dieses sorgt im Hypophysenvorderlappen für eine erhöhte Ausschüttung der Gonadotropine follikelstimulierendes Hormon (FSH) und luteinisierendes Hormon (LH), die dann auf die Geschlechtsorgane einwirken. Bei Frauen mit unregelmäßigen Eisprüngen können so die Reifung des Follikels im Eierstock und der Eisprung stimuliert werden.

Was ist das Einsatzgebiet von Clomifen?

Entsprechend des Wirkmechanismus ist Clomifen bei Frauen mit Kinderwunsch und ausbleibender Ovulation zugelassen, um einen Eisprung auszulösen. Das funktioniert mitunter so gut, dass mehrere Follikel heranreifen und es zu Mehrlingsschwangerschaften kommen kann. Clomifen kann auch in Kombination mit anderen Hormonen zur Kinderwunschbehandlung eingesetzt werden. Für andere Zwecke ist es nicht zugelassen.

Wie wird Clomifen dosiert?

Beginn und Dauer einer Therapie mit Clomifen sowie die Dosierung werden vom behandelnden Arzt festgelegt. Empfohlen wird eine Tablette à 50 mg Clomifen täglich über fünf Tage im ersten Behandlungszyklus mit Start um den fünften Zyklustag. Der erste Zyklustag ist der erste Tag der Regelblutung. Hat die Betroffene länger nicht menstruiert, kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt begonnen werden oder zunächst eine Regelblutung mit Gestagenen ausgelöst werden. Die Tablette soll unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit nach einer Mahlzeit eingenommen werden.

Die Frau sollte während der Behandlung und darüber hinaus täglich ihre vaginale Basaltemperatur messen und vom Arzt auf Anzeichen einer Ovulation untersucht werden. Per Ultraschall wird geprüft, ob (nur) ein Follikel herangereift ist. Dann gibt der Gynäkologe »grünes Licht« für Geschlechtsverkehr, der nun alle ein bis zwei Tage erfolgen sollte. Um den 30. Zyklustag herum kann ein Schwangerschaftstest gemacht werden.

Bleibt das gewünschte Ergebnis trotz nachweisbarer Follikelreifung aus, kann ein zweiter Behandlungszyklus mit der doppelten Dosis erfolgen. Mit der höheren Dosierung steigt das Risiko für Nebenwirkungen. Mehr als sechs Behandlungszyklen werden nicht empfohlen. 

Was sind die Gegenanzeigen?

Absolut kontraindiziert ist Clomifen bei Hypophysen- und ovariellen Tumoren, Lebererkrankungen und -funktionsstörungen, ungeklärten Uterusblutungen, Blutgerinnungsstörungen, ovariellen Funktionsstörungen, Ovarialzysten und Sehstörungen bei vorangegangener Clomifen-Behandlung. Aus Gründen der Vorsicht muss eine Anwendung von Clomifen während der Schwangerschaft unterbleiben. Daher wird ein Zyklus erst nach einer spontanen oder einer durch Gestagen eingeleiteten Regelblutung beziehungsweise nach negativem Schwangerschaftstest gestartet.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Häufig kommt es zu Sehstörungen. Dann soll Clomifen abgesetzt werden und die Betroffene einen Augenarzt aufsuchen. Sehr häufige Nebenwirkungen sind vasomotorischer Flush und Hitzewallungen (sofort reversibel nach der Therapie) und eine Vergrößerung der Eierstöcke. Häufig sind zudem Unterbauchbeschwerden, Brustspannen und Kopfschmerzen. Gelegentlich kommt es zu verstärkter Menstruation, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Benommenheit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Depressionen, Nervosität, häufigem Wasserlassen, Hautreaktionen, vorübergehendem Haarausfall und Lichtempfindlichkeit.

Welche Wechselwirkungen sind zu beachten?

Es sind keine klinisch relevanten Interaktionen bekannt.

Warum nehmen manchmal auch Männer Clomifen?

Um die Hoden zu stimulieren und damit mehr Testosteron zu bilden. Tatsächlich wurde schon untersucht, ob sich bei unfruchtbaren Männern mit Clomifen die Spermienbildung steigern lässt. Es gibt zwar positive Hinweise auf eine entsprechende Wirksamkeit, das Medikament ist jedoch nicht für diesen Einsatz zugelassen – und erst recht nicht zu sportlichen Zwecken für den Muskelaufbau. So stehen Clomifen und andere SERM auf der Verbotsliste der nationalen Antidopingagentur (NADA). Es solle neben dem direkten Effekt auf die Testosteronproduktion auch die Nebenwirkungen einer Anabolika-Einnahme, zum Beispiel Brustwachstum, reduzieren, schreibt die Deutsche Sporthochschule Köln in ihrem Doping-Lexikon.

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